: Wohnen auf der Baustelle
„Mieter helfen Mietern“ klagt an: SAGA lässt ohne Rücksicht auf Bewohner renovieren. Das Unternehmen dementiert
Hamburgs städtische Wohnungsbaugesellschaft SAGA lässt derzeit in der Neustadt mehrere Altbauten renovieren. Einige Wohnungsmieter fühlen sich dabei überrumpelt. Der Verein „Mieter helfen Mietern“ (MhM) kritisierte deshalb gestern, dass die SAGA die Mieter nicht ausreichend über Bauarbeiten informiere.
Die Mieter würden „nicht früh genug über die bevorstehenden Bauarbeiten informiert“, monierte Eve Raatschen, Rechtsberaterin bei MhM, auch würden Handwerker unangekündigt vor den Wohnungstüren stehen. Zudem sollten nach Abschluss der Bauarbeiten die Mieten um bis zu 100 Euro monatlich erhöht werden, so Raatschen.
Hausbewohner Richard Pinckernelle spricht von „Überraschungsangriffen auf die Privatsphäre“. Bis heute haben er und seine beiden Mitbewohner keinen Ablaufplan für die Bauarbeiten an dem Haus in der Brüderstraße 6 bekommen. Im Mai hätte die SAGA die Renovierungsarbeiten in einem „dürftigen Schreiben“ angekündigt, berichtet Raatschen, Mitte Juni seien dann die Bautrupps angerückt. Sie hätten damit begonnen, die Fassade einzurüsten, um die Wärmedämmung zu erneuern. Von der vorgeschriebenen dreimonatigen Vorankündigung könne keine Rede sein.
In seiner Wohnung hätten die Handwerker, nach Aussage von Pinckernelle, kurzfristig ein Fenster ausgetauscht. Nach Dacharbeiten sei Wasser von oben in sein Zimmer eingedrungen. Die Handwerker hätten offenbar vergessen, die Regenrinnen wieder anzuschrauben. Nach Ansicht von Pinckernelle würden die Bauarbeiten so lange dauern, weil die Koordination zwischen den einzelnen Bauunternehmen mangelhaft sei.
Adrian Winnefeld, Bauingenieur bei MhM, hält die staubigen Zustände bei Renovierungsarbeiten in SAGA-Häusern für alltäglich. „Die Mieter leben auf einer Baustelle“, sagt er. „Die SAGA lässt die Mieter hängen“, etwaige Mietminderungen müssten sie sich selbst erkämpfen, so Winnefeld.
Dem widerspricht Mario Spitzmüller, Pressesprecher der SAGA. „Das sind alles Einzelfälle“, zu denen es bei rund 300.000 Mietern in den rund 135.000 Wohnungen der SAGA kommen könne, sagt er. Die Anschuldigungen müsse er „wirklich zurückweisen“. Die SAGA habe „alles vorher angekündigt, und wie vorgesehen, werden die Arbeiten im Dezember fertig sein“. Wenn Handwerker morgens vor der Türe stünden, bedeute das, dass „der Handwerker sich verabreden will“, sagt Spitzmüller.
Er will dennoch mit den Kollegen auf der Baustelle sprechen, damit die Probleme der Mieter gelöst werden. Auch die Forderung von Raatschen, dass die SAGA sich zukünftig besser mit den betroffenen Mietern abstimmen solle, solle überdacht werden. NILS NABER