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Archiv-Artikel

Survival International

Eine Bewegung, die sich weltweit für die Rechte indigener Völker einsetzt, auch von Berlin aus

Von JAL

Das Recht auf ein anderes Leben, dass viele Urvölker oder indigene Völker auch heute noch führen, ist vielerorts in Gefahr. Als indigen werden Menschen bezeichnet, die ihre Art zu leben seit vielen Generationen fortgeführt haben und weitestgehend autark leben, sprich: sich größtenteils selbst versorgen. Dazu zählen zum Beispiel neben Jägern und Sammlern auch Nomaden. Bekannte Völker sind die Tuareg in der Sahara oder die Inuit im hohen Norden. Wie viele indigene Völker oder Gruppen es auf der Erde gibt, weiß niemand so genau, aber sie sind oft bedroht und werden marginalisiert.

„Da indigene Gruppen meistens auf ressourcenreichem Land leben, findet die Ausbeutung von Bodenschätzen eben oftmals auf ihrem Land statt. Die Erschließung von indigenem Land geschieht zum Beispiel im Namen von ‚grüner‘ Energie für Biotreibstoffe, für Sojaplantagen und Rinderfarmen oder für die Öl- und Gasförderung“, erklärt Alice Bayer von Survival International einige Prozesse, welche die Indígena und ihre Lebensweise bedrohen.

Die internationale Bewegung Survival macht auf diese Missstände aufmerksam und versucht die indigenen Völker in ihrem Recht auf ein anderes Leben zu unterstützen. Der deutsche Ableger der Organisation arbeitet von Berlin aus. Im Haus der Demokratie und Menschenrechte werden zum Beispiel Briefkampagnen organisiert, um öffentlichen Druck auf die Entscheidungsträger in den jeweiligen Heimatländern der bedrohten indigenen Gruppen aufzubauen. Briefe schreiben, das kann helfen, wie Alice Bayer an einem Beispiel erklärt: „Seit Jahren haben wir uns für die indigene Gruppe der Dongria Kondh in Indien eingesetzt, die gegen einen Tagebau auf ihrem Land gekämpft haben. Nach heftiger und andauernder internationaler und lokaler Kritik im Bezug auf Menschenrechte und den Umweltschutz, entschied sich Indiens Umweltminister, die letzte Genehmigung für die geplante Mine nicht zu erteilen. Die über 10.000 Protestbriefe von Survivals Unterstützern spielten dabei eine wichtige Rolle“, ist sich Alice Bayer sicher.

Neben Briefkampagnen hat die Organisation aktuell auch eine Onlinepetition laufen. Ein Staudammprojekt in Ägypten soll gestoppt werden, da es die Lebensgrundlage von über 200.000 Menschen bedrohe. Neben tausenden von Unterschriften setzt Survival auch auf internationale Zusammenarbeit und versucht die Geldgeber des Projekts zum Ausstieg zu bewegen.

Die Motivation von Survival ist mit der Anerkennung der Menschenrechte begründet. Aber es gibt auch weitere wichtige Gründe, sich für indigene Gemeinschaften in der Welt einzusetzen. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass unser Lebensstil die Situation indigener Völker beeinflusst“, meint Alice Bayer. „Außerdem können wir von indigenen Gruppen viel lernen. Sie besitzen oft eine ausgezeichnete Kenntnis ihrer Umgebung und wissen, wie man nachhaltig leben kann.“ So würde der Schutz von Landrechten indigener Völker direkt zum Schutz der Umwelt und Regenwälder beitragen. Auch die kulturelle und ethische Vielfallt ist ein Argument: „Indigene Völker tragen maßgeblich zu einer vielfältigen Menschheit bei“, erklärt Alice Bayer.

Als besonders schutzwürdig werden die geschätzt 100 unkontaktierten Völker angesehen, die keine Verbindung zu der jeweiligen Gesellschaft ihres Landes haben. Sie haben kaum Immunität gegen Krankheiten von außerhalb, wie zum Beispiel gegen Grippe, Malaria oder eine normale Erkältung. „Es ist schon vorgekommen, dass nach dem ersten Kontakt mehr als die Hälfte eines Volkes durch Krankheiten ausgelöscht wurde“, so Alice Bayer. Auch hier wird der Ressourcenverbrauch und Waldrodung als wesentliche Ursache genannt, dass diese Gruppen immer tiefer in die Wälder flüchten müssen und der Raum für das eigene Leben immer enger wird.

Weltweit gibt es für Survival viel zu tun. In Deutschland befindet sich die Organisation noch im Aufbau und freut sich über Unterstützung „Wir stecken noch in den Kinderschuhen und haben daher noch keine festen Ortsgruppen. Umso mehr freuen wir uns aber über Menschen die sich an uns wenden mit Ideen und Zeit, um zum Beispiel einen Filmabend zu organisieren“, erklärt Alice Bayer. Kontakt nehmen Interessierte am besten über die Webseite des Vereins auf. Dort findet sich neben den aktuellen Kampagnen auch eine Anleitung, wie Mensch selber im lokalen Umfeld aktiv werden kann. JAL

■ Im Netz: www.survivalinternational.de