: Einblick (365)
Wolfgang Tillmans, Künstler
NameWolfgang Tillmans Geboren 1968 Remscheid Mit welchen Galerien arbeiten Sie zusammen? Galerie Daniel Buchholz, Berlin/Köln; Andrea Rosen Gallery, New York; Maureen Paley, London Aktuelle Einzelausstellung Galerie Daniel Buchholz Berlin, bis 11. Dezember, Di.–Sa., 11–18 Uhr, Fasanenstraße 30 Aktuelle Gruppenausstellung „Not in Fashion“, MMK Frankfurt Preise der Werke 2.500 bis 50.000 Euro
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Wolfgang Tillmans: „Intolerance“ von Willem de Rooij in der Neuen Nationalgalerie. Es bleibt einem frei, die Exponate, z.B. Gemälde aus der Kolonialzeit und ritueller Federnschmuck, für sich selbst zu betrachten oder sie als Gesamtinstallation von de Rooij zu sehen. Beides ist befriedigend und somit ist es so gut wie zwei Ausstellungen. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? John Maus, der sicher bald wieder in Berlin auftreten wird, ist ein besonderes Live Erlebnis, denn alle Musik kommt inklusive Stimme aus einem kleinen HighEnd iPod. Darüber singt er dann und es entsteht eine irre Doppelung der Stimmen. Er gerät völlig in Rage und ist schweissgebadet. Das ist seine Auffassung von Authentizität. Anderen Elektropunkfreunden, die jetzt statt mit Playback wieder mit Band auftreten, wirft er „sell out“ vor. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag? „The Black Jacobines“ von C.L.R. James welches die Geschichte von Sklaverei, Haiti und dem Sklavenaufstand erzählt. Haiti ist seit 1804 unabhängig und hat sich als erstes Land von Sklaverei befreit. Es ist herzzerreissend und wütend machend, dass das Land sich nie erholt hat von dem Trauma, was Europäer grossen Teilen der Welt zugeführt haben. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir zurzeit am meisten Freude? Das Erwachen und Aufstehen mit klarem Kopf. Das kommt nicht jeden Tag vor aber oft. Trotz vieler Zeit im Nachtleben bin ich eigentlich ein Morgenmensch, und erfreue mich z.B. am Wiedererkennen des sich saisonal ändernden Geruchs und Anmutung der Morgenluft.