: Daum drücken
Nach der Entlassung von Coach Hanspeter Latour wirbt der 1. FC Köln um Traumtrainer Christoph Daum
Der Manager des 1. FC Köln hatte gestern einen besonderen Krankenbesuch abzustatten. Michael Meier stand am Bett des Mandelpatienten Christoph Daum und schilderte „ihm die Situation des 1. FC Köln“. In der Nacht hatte die Klubführung um Präsident Wolfgang Overath beschlossen, Trainer Hanspeter Latour zu entlassen und Daum ein Angebot zu unterbreiten. „Er kann nach seiner Operation noch nicht so viel sprechen und hat sich dementsprechend eine Bedenkzeit erbeten“, sagte der Manager auf der gestrigen Pressekonferenz. Am Sonntag in Freiburg werde „eine „Interimslösung auf der Trainerbank installiert“. Und doch, nach der peinlichen Niederlage gegen Aue scheint der Kölner Traum wahr zu werden: Nach sechzehn Jahren kehrt Daum zurück – er führte den Club zur Vizemeisterschaft.
Fast wäre nur Freude im Kölner Fußballuniversum, wäre da nicht Latour, der mit zuckenden Augenlidern auf dem Pressepodium saß: „Ich bin immer noch sicher, dass wir dieses Schiff wieder auf Kurs gebracht hätten“, sagte er. Doch vom Zauber, die er bei der Einstellung verbreitete, war nur wenig übrig.
Der geschasste Trainer äußerte sich, der Manager – nur Präsident Overath blieb dem Podium fern. Zu gerne hätte man aufhellende Worte von dem Ex-Weltmeister gehört. „Wir sind eine KGaA, und da braucht der Präsident nicht auf jeder Pressekonferenz anwesend sein“, erklärte Meier, doch Overaths Absenz hatte einen Beigeschmack.
Der Präsident ist selbst längst in den Fokus der Kritik geraten. Die Neigung, den so genannten „Mechanismen der Branche“ nachzugeben, scheint in Köln mit allein fünf Trainerentlassungen unter Overath besonders groß. Und auch wenn sie die Entlassung nicht begründeten, es ist nicht unwahrscheinlich, dass nach Niederlagen gegen Aue oder Koblenz die Kränkung des kölschen Stolzes und die Verletzung des weltmeisterlichen Selbstbildes des Präsidenten mit zum Rauswurf führten.
Eines muss Latour sich sicherlich vorwerfen lassen: Der Schweizer durfte sich mit viel Geld eine hoch talentierte Wunschmannschaft zusammen kaufen, doch in der Zweitliga-Provinz hat sich das Ensemble nicht beweisen können.
Wie sagte Manager Meier nach der Heimschlappe gegen Aue: Wahrscheinlich fehle es an Spielern, die dazwischen hauen können, an „bösen Buben“. Auch so gesehen käme Christoph Daum gerade recht. DANIEL THEWELEIT