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Archiv-Artikel

Gefährlich gefährdet

Streit um die Knastbedingungen für den Ex-Polizisten Wüppesahl hält an. Extrawürste oder Schikanen?

Von KVA

Der Ex-Polizist Thomas Wüppesahl ist auf die Sicherheitsstation 6a der JVA Billwerder zurückverlegt worden. Dies hat die JVA-Leitung aufgrund des öffentlichen Drucks angeordnet, nachdem Wüppesahl vorige Woche von Mithäftlingen verprügelt und verletzt worden ist (taz berichtete). Dass dieser Schritt nicht aus reiner Fürsorge erfolgt, darauf deutet, dass die Maßnahme zugleich für den als unbequem bekannten Wüppesahl mit Sanktionen versehen worden ist.

So erfolgt seine Unterbringung auf der Station 6a nicht mehr nach § 17 Strafvollzugsgesetz wegen Gefährdung, der lockere Umgangsbedingungen innerhalb der Station zulässt, sondern nun nach § 88. Damit gilt Wüppesahl auch als „gefährlich“. Daher darf er keine persönlichen Gegenstände in der Zelle besitzen, er kann nachts alle zwei Stunden kontrolliert oder sogar auf Anordnung mit Handschellen ans Bett fixiert werden. Der Kontakt mit anderen ist minimiert.

„Das ist eine primitive Rache“, sagt sein Anwalt Ernst Medecke, der dagegen vorgehen wird. Der Sprecher der Justizbehörde, Carsten Grote, weist dies zurück. „Der 88 ist nur die Rechtsgrundlage, da steht nicht drin, dass Herr Wüppesahl ans Bett gefesselt werden muss.“ Er habe aber auf seine Verlegung gedrängt, sagte Grote, und „da werden jetzt keine Extrawürste gebraten“.

Wüppesahl war seit März auf der Sicherheitsstation des Mega- Knastes untergebracht. Da er 60 Vollzugsbeschwerden geschrieben hatte, wurde er Mitte September in den Regelvollzug verlegt, wo er „als Bulle“ Bedrohungen ausgesetzt war. Daher fühle er sich nun trotz der Folgen der Verlegung momentan sicherer, sagte er der taz am Telefon.

Der Ex-Polizist war 2005 wegen Verabredung zu einem Verbrechen zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte einen Ex-Kollegen und Freund nach eigenem Bekunden gebeten, aus Geldnot bei einem Raubüberfall mitzumachen. Er hatte ihn mittlerweile für einen auf ihn von der Polizei angesetzten V-Mann gehalten, den er auffliegen lassen wollte. KVA