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Archiv-Artikel

Futon ist sowas von vorbei

BETTENMODE Schlafmobiliar folgt modischen Trends. Aber auch konkreten Erfordernissen: Zurzeit sind Boxspring-Betten in, weil sie hoch und bequem zu besteigen sind

VON SEBASTIAN BRONST

Einen Großteil seines Lebens verbringt der Mensch im Bett – ein Drittel genau genommen. Da ist es durchaus keine triviale Frage, wie er sich zum Schlafen bettet. Dabei geht es nicht nur um die Suche nach der passenden Matratze und dem richtigen Lattenrost. Auch das Thema Einrichtungsmode lohnt einen genaueren Blick: Denn auch die Bettenauswahl folgt im Lauf der Jahre und Jahrzehnte gewissen Trends, wie Experten zu berichten wissen.

Was nämlich früher Futon und Wasserbett waren, ist heutzutage das Boxspringbett. Dabei handelt es sich um eine in Deutschland erst seit relativ kurzer Zeit bekannte Bettvariante, die in den USA, den Beneluxstaaten oder Skandinavien allerdings schon länger etabliert ist. Es hat keinen Lattenrost, sondern zwei übereinander liegende Matratzen. Die Untermatratze besteht aus einer Federrahmenkonstruktion, auf der eine weitere Federkernmatratze liegt. Darauf befindet sich in den sogenannten skandinavischen Varianten noch eine dritte, dünnere Topper-Matratzenauflage.

Viele Menschen, gerade Ältere, schätzen an den recht hoch aufragenden Konstruktionen die bequeme Einstiegshöhe, die deutlich über der von klassischen Betten liegt. „Boxspring ist derzeit ein großes Thema“, sagt Lars Grimberg, einer der Inhaber eines Hamburger Bettenfachgeschäfts. Vor etwa zwei Jahren hätten die Hersteller verstärkt mit der Markteinführung in Deutschland begonnen und seitdem erlebe dieses Segment einen regelrechten Boom, berichtet er. „Es ist ein Riesentrend.“

Auch der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) bestätigt die Tendenz zum Boxspring. „Die Leute kennen die Betten aus Hotels und finden diese sehr angenehm“, sagt Sprecherin Ursula Geismann. Entsprechende Modelle kämen in den vergangenen Jahren verstärkt auf den Markt und würden stark nachgefragt. Tatsächlich könne man bereits von einem „regelrechten Trend“ sprechen.

Ganz anders gestaltet sich die Lage bei den Modebetten früherer Zeiten. Sowohl das Futon als auch das Wasserbett fristen inzwischen nur noch ein Randdasein. „Futons sind nur ein Nischenprodukt“, sagt Fachhändler Grimberg. Das aus Asien stammende Bett, bei dem meist auf einer mit Baumwolle gefüllten flachen Matte auf dem Boden geschlafen werde, komme bei den durchschnittlichen Verbrauchern in Europa nicht sonderlich gut an. Es sei zu hart und entspreche damit nicht den heutigen Vorstellungen von einem gesundem Schlafkomfort. „Heute wollen wir ja Druckentlastung. Und das geht nur über die Bauhöhe und die Elastizität“, sagt der Händler. Beides könne ein Futon aufgrund seiner Bauart nicht bieten.

Unabhängig vom bevorzugten Bettenmodell aber bleibt die Auswahl von Matratze und Lattenrost stets der entscheidende Punkt. Ob Kaltschaum-, Latex- oder Federkernmodelle am Ende am besten geeignet sind, ist pauschal nicht zu entscheiden und individuell verschieden. Alle Matratzentypen haben ihre Vor- und Nachteile. Alle Experten betonen daher immer wieder, dass es ohne eingehendes Probeliegen im Laden eigentlich unmöglich ist, die für die eigenen Bedürfnisse passende Unterlage zu finden. „Grundsätzlich gilt: Ausprobieren“, betont Grimberg.

Auch auf die Beratung bei einem versierten Fachhändler könne der Kunde beim Matratzenkauf schlecht verzichten. Zu sehr hänge die Qualität an Einzelheiten wie den gewählten Materialien und der konkreten Verarbeitung, heißt es. Um ein Beispiel zu nennen: Laut Möbelindustrie-Verband sollten Kaltschaummatratzen ein Raumgewicht von mindestens 35 Kilo je Kubikmeter haben. Andernfalls bieten sie keine ausreichende Druckentlastung und liegen sich schnell durch.

Auch das Thema Schadstofffreiheit sei sehr wichtig, sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. Käufer sollten hier auf die einschlägigen Qualitätssiegel achten und Billigprodukte besser meiden.

Auch Fachhändler Grimberg rät eindringlich dazu, beim Matratzenkauf nicht zu knauserig zu sein. Sämtliche Materialien seien täglich hohen Belastungen ausgesetzt und müssten zusätzliche Aufgaben wie den Feuchtigkeits- und Schweißtransport während ihrer jahrelangen Lebensdauer zuverlässig erledigen. Dauerhaft gut bewerkstelligen könnten das aber nur Modelle ab einer gewissen Qualitätsstufe. „Ich muss einfach etwas mehr Geld in die Hand nehmen“, sagt er. „Das wird tatsächlich oft übersehen.“

Das gelte auch für die derzeit so angesagten Boxspringbetten. Sie seien aufgrund ihrer bequemen Doppelmatratzenkonstruktion nicht automatisch alle von bester Qualität. „Es gibt da Riesenunterschiede“, betont der Händler. Kunden sollten sich genau informieren.

Und noch einen Tipp hat der Experte für den richtigen Komfort während der Nacht: Kopfkissen sollten bei allen entsprechenden Überlegungen nicht unterbewertet werden. Sie seien keineswegs nur zu vernachlässigende Bettaccessoires, sondern neben Matratze und Lattenrost ein weiterer elementarer Bestandteil des Gesamt-Systems. Zu flache oder zu hohe Kissen zwängen die Halswirbelsäule in abknickende Positionen. „Kissen sind wahnsinnig wichtig“, erläutert Grimberg. „Auch das wird oft vergessen.“