Eine Zukunft ohne Tunnel und Trasse

FEHMARNBELT

Ein halbes Dutzend Trassenvarianten für neue Gleise zwischen Lübeck und Fehmarn hatte die Deutsche Bahn vorgelegt und sich für eine entschieden: den Ausbau der bestehenden Strecke durch die Badeorte an der Ostsee. Dort aber fürchten viele, dass der künftige Verkehr die Urlauber vertreiben würde: Tag und Nacht sollte alle 18,5 Minuten ein Güterzug Strandkörbe und Touristennerven erzittern lassen.

Also plante das Land Schleswig-Holstein selbst: Am Dienstag schlug Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) eine neue Trasse an der Autobahn A1 vor, links und rechts mit Lärmschutzmauern und wünschte den Badegästen beschauliche Ferien.

Die Bahn aber ist an diese Planung nicht gebunden. Fragen von Ökologie und Artenschutz wurden in der Eile nicht geprüft. Eine Kostenberechnung fehlt. Und so ist die flotte Idee aus Kiel solange nur eine Luftnummer, bis Bund und Bahn zusichern, um jeden Preis zu bauen – und der dürfte leicht deutlich über 2,5 Milliarden Euro liegen.

Richtig luftig ist das Jahrhundertbauwerk zwischen Dänemark und Fehmarn, für das Schleswig-Holstein die Anschlüsse bauen muss. Die knapp vier Milliarden Euro Baukosten für einen Bahn- und Autotunnel in der Ostsee wuchsen auf mindestens 5,5 Milliarden an, selbst dänische Experten setzen noch ein Milliärdchen drauf, Zuschüsse von der EU sind erhofft und eingeplant, ohne Finanzkonzept aber fraglich. Und dann soll es mindestens vier Jahrzehnte dauern, um nur die – alten, niedrigen – Baukosten zu amortisieren, höchstens zwei Jahrzehnte könnte verdient werden, dann hieße es, noch mal vier Jahrzehnte für einen neuen Tunnel zu sparen – denn die Lebensdauer des ersten beträgt leider nur 100 Jahre.  SMV