WAZ lernt russisch

Der Essener Medienkonzern plant eine russischsprachige Tageszeitung für NRW. Start im kommendem Frühjahr

DÜSSELDORF taz ■ Die Mediengruppe WAZ will ab dem Frühjahr 2007 eine russischsprachige Tageszeitung in Nordrhein-Westfalen anbieten. Der Essener Verlagsriese wird nach aktuellen Plänen die Zeitung zusammen mit dem Berliner Verlag Reline herausgeben. Das bestätigte gestern Dimitri Feldmann, einer der Reline-Chefs, der taz. Die Entscheidung über die Kooperation solle nächste Woche fallen.

Die Tageszeitung soll Rheinskaja Gazeta heißen und eine Startauflage von 21.000 Exemplaren haben. Meldungen des Magazins Focus, nachdem die WAZ-Gruppe plane, 51 Prozent des Reline-Verlags zu übernehmen, dementierte Feldmann. Stattdessen würden beide Verlage das neue Zeitungsprojekt zur Hälfte finanzieren. Der Reline-Verlag vertreibt bisher die russischsprachige Wochenzeitung Russkaja Germanija aus Berlin. Feldmann unterhält außerdem einen russischen Radiosender.

Warum die Wahl gerade auf NRW gefallen ist, liegt für den Berliner Unternehmer auf der Hand: „Dort vertreiben wir heute schon unsere Wochenzeitung.“ Außerdem leben in NRW mit 700.000 russischsprachigen EinwohnerInnen eine große Zahl möglicher AbnehmerInnen. Der WAZ-Konzern sei für Reline vor allem wegen seines großen Verbreitungsgebiets attraktiv, so Feldmann. Der Essener Verlag liefert seine Regionalzeitungen nach eigenen Angaben an eine Million KundInnen in NRW.

Die Rheinskaja Gazeta wäre laut Feldmann die erste russischsprachige Tageszeitung in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Andere Menschen ausländischer Herkunft beziehen schon heute eine NRW-Ausgabe ihrer Tageszeitung. Die türkischen MigrantInnen etwa werden seit 1990 von der Tageszeitung „Hürriyet“ mit regionalen Berichten versorgt.

MORITZ SCHRÖDER