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Archiv-Artikel

Im Zweifel lieber inkompetent

Der Leiter des geschlossenen Jugendheims Feuerbergstraße stellt sich vor dem Untersuchungsausschuss als unwissend dar. Er habe den Sicherheitsdienst nicht im Griff und keine Ahnung von Zwangsmedikation im Haus gehabt

Illegale Postkontrolle, Psychopharmaka-Vergabe, unerlaubte Aids-Tests: Durch den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zum geschlossenen Jugendheim Feuerbergstraße wurden etliche Missstände dort aufgedeckt und nach Angaben des Senats auch abgestellt. Doch der Heimleiter ist mit Wolfgang Weylandt immer noch der alte. Seine Vernehmung am Freitagabend ließ Zweifel aufkommen, ob er dem Job gewachsen ist.

Beispiel Schulunterricht: Die Frage, ob eine „ordnungsgemäße Beschulung“ der Jungen im Untersuchungszeitraum von Dezember 2002 bis April 2004 gewährleistet war, beantwortete der Heimchef zunächst mit „Ja“. Auf die Nachfrage des SPD-Abgeordneten Thomas Böwer hin, ob auch in jedem Monat ausgebildete Lehrer mit zweitem Staatsexamen beschäftigt waren, musste Weylandt passen: „Ich kenne die gesetzlichen Grundlagen einer Beschulung nicht.“ Nach SPD-Informationen unterrichteten bis Juli 2003 nur Studenten.

Beispiel Sicherheitsdienst: Im Dezember 2003 verschwand nach einem Vermerk der Sicherheitsmänner CS-Gas aus einem Wachraum. Sie befürchteten, Jugendliche hätten es entwendet. Weylandt wusste nach eigener Aussage davon nichts. Auf die Frage, wer die Kontaktperson für den Sicherheitsdienst war, erklärte er: „Es gab keine besondere Kontaktperson.“

Auch beim Thema HIV-Test konnte Weylandt nicht sagen, wie viele der Jungs getestet wurden. Auf die Vergabe des Psychopharmakas Risperdal angesprochen, geriet er vollends ins Schleudern. „Es gab keine Maßnahmen von Ärzten, die gegen den Willen der Jugendlichen gingen“, beteuerte er. „Unter Anweisung von Herrn Weylandt: wenn ein Jugendlicher sein Risperdal nicht nimmt, zunächst Vergünstigungen streichen“, las die GAL-Abgeordnete Christiane Blömeke aus den Dienstbüchern vor. Man habe „pädagogisch auf die Jugendlichen eingewirkt“, wand sich Weylandt, bestritt aber, obige Anweisung erteilt zu haben. Im Weiteren verweigerte er die Aussage. Das darf er auch – wegen illegaler Medikamentenvergabe ermittelt die Staatsanwaltschaft. KAIJA KUTTER