: „Jeder für sich selbst“
FORTBILDUNG Das St. Joseph-Stift fragt nach dem verantwortungsvollen Umgang mit Gentests
■ 53, Philosoph, Privatdozent, Geschäftsführer des Centrums für Bioethik an der Uni Münster und Koordinator der DFG-Gruppe zu Grundfragen der Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik
taz: Herr Ach, inwiefern sind prophylaktische Operationen ein ethisches Problem?
Johann S. Ach: Sagen wir mal so: Das medizin-ethische Problem setzt früher ein.
Wo denn?
Dort, wo wir über Gentests oder auf andere Weise Wissen über ein Risiko herstellen, ist eine gründliche, gut verständliche und intensive Aufklärung vonnöten, damit es zu einer wirklich selbstbestimmten Entscheidung über die Art der Behandlung kommt – einschließlich einer Entscheidung darüber, ob überhaupt eine Behandlung wünschenswert ist.
Das bedeutet…?
Das bedeutet, dass beispielsweise solche Gentests erst nach einer Beratung verantwortlich sind. In der ist abzuklären, welche Ergebnisse die Untersuchung haben kann – und was sie bedeuten, also vor allem, welche Handlungsoptionen sie nach sich ziehen können.
Auch, ab welcher erblichen Belatung eine OP für mich sinnvoll wäre?
In der Frage, wann so eine Operation der richtige Weg ist, gibt es keine Standard-Lösung. Das ist eine Frage, die jede Patientin und jeder Patient individuell für sich selbst beantworten muss.
Das heißt, es darf nicht darum gehen, das Indikationsspektrum für OPs zu erweitern?
Nein, das schon mal gar nicht.
Wird dann nicht ein so breit publizierter Fall, wie Angelina Jolie’s Mamma-Ektomie, auf die sich ja der Veranstalter bezieht, problematisch durch seine mögliche Vorbildwirkung, die eine Mode anstelle individueller Entscheidungen begründet?
Nein, das sehe ich nicht so. Im Gegenteil, ich denke, durch diesen Fall ist die Aufmerksamkeit geweckt worden, die nötig ist, um eine Debatte zu diesem Thema zu organisieren. interview: bes
Angelina Jolie als Vorbild? – Fortbildungsveranstaltung d. Klinischen Ehtik Komittees am St. Joseph-Stift, Schulungsraum Physiotherapie, 17-19 Uhr