: Weiße Ritter aus der Wüste
BAU Das Emirat Katar tritt mit in die Schlacht um Hochtief ein. Es wird Großaktionär des Konzerns und könnte auf diese Weise doch noch eine Übernahme durch den spanischen Konkurrenten ACS verhindern
ESSEN/BERLIN dpa | Der Essener Baukonzern Hochtief erhält im Abwehrkampf gegen die Übernahme durch die spanische ACS Hilfe aus Katar. Die Finanzholding des Emirats will im Rahmen einer Kapitalerhöhung alle neuen Aktien erwerben und damit künftig knapp 9,1 Prozent der Anteile an dem deutschen Unternehmen halten, teilte Hochtief am Montag mit. Damit allein kann der Konzern die Übernahme durch ACS nicht verhindern, sie wird aber erheblich teurer.
Branchenkenner halten es auch für denkbar, dass Katar als „weißer Ritter“ mit den Spaniern nun über den Kauf ihres Aktienpakets spricht oder weitere andere Hochtief-Anteile erwirbt. Die Aktie von Hochtief legte am Montagvormittag kräftig um 5,62 Prozent auf 63,50 Euro zu.
Mit dem Einstieg von Katar erhöhten sich die Chancen für eine Abwehr gegen den Angreifer ACS. „Es muss aber noch mehr aus Katar kommen“, sagte Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter erklärte, dass weitere Kapitalerhöhungen zwar nicht geplant seien, „Maßnahmen im Umfang von bis zu 20 Prozent“ seien jedoch möglich. Als „weiße Ritter“ werden freundlich gesinnte Investoren bezeichnet, die bei einer drohenden feindlichen Übernahme zu Hilfe eilen.
Hochtief fließen durch die Kapitalerhöhung rund 400 Millionen Euro zu. Katar war bereits seit längerem als Investor im Gespräch. Hochtief ist dort stark engagiert und beschäftigt über Tochtergesellschaften mehr als 5.000 Leute in dem Wüstenstaat. Die Qatar Holding hält indirekt auch Anteile an den Autokonzernen Volkswagen und Porsche. Im Frühjahr erwarb sie das Londoner Luxuskaufhaus Harrods. Zuletzt hatte das Emirat am Persischen Golf Schlagzeilen gemacht, als es überraschend zum Ausrichter für die Fußball-WM 2022 bestimmt wurde.
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