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Archiv-Artikel

Dithmarschen und seine Unabhängigkeit

Von EST

Wenn Heinz-Werner Arens, bis 2005 Landtagspräsident in Schleswig-Holstein, Termine in Nordfriesland wahrnahm, machte er jedes Mal Witze darüber, wie schön es sei, dass er die Eider überschreiten dürfe. Ein Witz? Arens ist Dithmarscher, die Nordfriesen sind der Erbfeind, und die Eider bildet eine der Grenzen zwischen Dithmarschen und dem Rest der Welt. Und daran darf sich nichts ändern, Dithmarschen muss bleiben – das fordert eine neu gegründete Volksinitiative. Der Drang zur Eigenständigkeit ist historisch bedingt: Dithmarschen war von 1447 bis 1559 freie Bauernrepublik, geleitet von 48 Männern, die selbst vom Kaiser als Vertreter ihres Landes akzeptiert wurden. Bei der Schlacht von Hemmingstedt im Jahr 1500 besiegten die Dithmarscher das Heer der dänisch-schleswig-holsteinischen Fürsten – darauf sind die Küstenbewohner immer noch stolz. In dem platten Landstrich, dessen wichtigstes Produkt Grünkohl heißt, sind Fürsten bis heute verboten: Die Repräsentantin des Gemüses heißt nicht etwa Kohlkönigin, sondern Kohlregentin. 500 Jahre später kämpft Dithmarschen wieder um seine Unabhängigkeit. Auf der Internetseite www.wir-sind-dithmarschen.de werden Gründe gesammelt, warum der Kreis eigenständig bleiben muss. Einer von vielen: „Weil nur Dithmarscher ein zehnminütiges Gespräch führen können, ohne mehr als Moin und Joar zu sagen.“ EST