Ein Fest für den Filmemacher

WÜRDIGUNG Der Regisseur, Schauspieler, Produzent, Drehbuchautor, Jurist und emeritierte Professor für Film Hark Bohm wird am 18. Mai 75 Jahre alt

Immer wenn Werner Fassbinder die Rolle eines pedantischen, spießigen Herrschaftsmenschen besetzten musste, rief er Hark Bohm an. Und bei seinem bisher letzten Filmauftritt in „DeAD“ von Sven Halfar spielte Bohm 2013 einen Stiftleiter. Sein Bruder Marquard sah dagegen immer wie ein Rebell aus. Der war schon Schauspieler, als Hark noch Jura studierte. In „Rote Sonne“ von Rudolf Thome spielten sie beide mit und danach ließ er das Referendariat sausen.

Nach einigen Kurzfilmen war seine erste lange Regiearbeit dann der in Bayern gedrehte Western „Tschetan, der Indianerjunge“. „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“, „Moritz lieber Moritz“ und der grandiose „Nordsee ist Mordsee“ mit seinem Adoptivsohn Uwe Bohm, der als ein Hamburg-Klassiker immer noch oft in der Stadt aufgeführt wird, waren ebenfalls Filme für und über Jugendliche.

Aber ein wenig steckte immer auch der Jurist in ihm. So machte er in den 80er-Jahren einen Film über den Fall Marianne Bachmeier sowie eine kluge Komödie über Wirtschaftskriminalität mit dem Titel „Der kleine Staatsanwalt“. Sein „Yasemin“ von 1988 war einer der ersten Spielfilme, in dem von Migranten und den kulturellen Unterschieden zwischen Türken und Deutschen erzählt wurde.

Dies war dann auch sein größter Regieerfolg mit einem Preis für das beste Drehbuch beim Filmfestival Chicago und einem Filmband in Gold. Und Hark Bohm hat sich immer um die Filmkultur in seiner Heimatstadt gekümmert. 1979 war er einer der Gründer des Hamburger Filmbüros. Im selben Jahr formulierte er zusammen mit Werner Herzog, Volker Schlöndorff und Wim Wenders die sogenannte Hamburger Erklärung, in der sie sich dagegen aussprachen, dass Gremien, Anstalten und Interessengruppen zu viel Einfluss auf den deutschen Film nahmen. Zugleich initiierten sie das „Filmfest der Filmemacher“, aus dem sich das Filmfest Hamburg entwickelte.

An der Universität Hamburg gründete er 1993 das Aufbaustudium Film und dort hatte er dann auch eine Professur. Unter seiner Leitung wechselte der Studiengang 2004 zur Hamburg Media School. Zwischen 1990 und 2001 war er so mit der Arbeit am Studiengang beschäftigt, dass er in dieser Zeit nur einen einzigen, kleinen Film machte: In „Für immer und immer“ erzählte er die Geschichte einer Mutter, die im postnatalen Stress ihr Neugeborenes umbringt.

Als Schauspieler nahm er in dieser Zeit ein bis zwei Rollen pro Jahr an, und spielte in so unterschiedlichen Produktionen wie „Schtonk“, der Dürrenmatt-Adaption „Justiz“, „Underground“ von Kusturica und „Knocking on Heaven’s Door“ von Til Schweiger. 2001 gelang ihm dann mit „Vera Brühne“ noch ein großer Wurf – und dies im Fernsehen für Sat 1. Im Justizthriller entwirft er ein Panorama der Adenauerzeit und trifft dabei die spießige Grundstimmung der Ära.

Die Verfilmung der Bühnenshow „Atlantic Affairs“ von Udo Lindenberg war 2002 seine bislang letzte Regiearbeit. Er ist halt ein leidenschaftlicher Hamburger Filmemacher. Herzlichen Glückwunsch!  HIP