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Archiv-Artikel

Beamte haben Sorgen

Staatsdiener haben laut einer Studie Versorgungslücken. Neunzig Prozent der Beamten wünschen sich einen soliden Rundumversicherungsschutz

Von OTS

Das Klischee, dass deutsche Beamte ab dem Augenblick ihres Dienstantritts finanziell für den Rest ihres Lebens ausgesorgt haben, gehört inzwischen der Vergangenheit an. Bereits heute planen fast achtzig Prozent der Staatsdiener, für ihren Lebensabend stärker als bisher in Eigenregie Vorsorge zu treffen. Insbesondere die Mitarbeiter der jungen und mittleren Generation verlassen sich nicht mehr nur auf das staatliche Rundum-Sorglos-Paket.

Fast neun von zehn Bediensteten bis 29 Jahre, die auf der Gehaltsliste des Staates stehen, sehen die Notwendigkeit, sich und ihre Lieben privat abzusichern. Der Anteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die keinen Handlungsbedarf sehen, ist gering. Nur jeder Zehnte setzt ausschließlich auf den Versorger Staat. Das ist das Ergebnis der repräsentativen Studie „Öffentlicher Dienst“ von der DBV-Winterthur, das in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut und dem Markforschungsinstitut forsa entstand.

Der Auslöser für das Umdenken ist das von der Bundesregierung im Jahre 2001 verabschiedete Versorgungsänderungsgesetz. Dieses sieht für 2009 vor, den Höchstversorgungssatz der Pensionen von derzeit 75 Prozent auf maximal 71,75 Prozent des letzten Nettoeinkommens zu senken.

Damit sollen die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente wirkungsgleich auf die Beamtenversorgung übertragen werden. Die Folge: Eine steigende Nachfrage nach Altersvorsorgeprodukten ist auf allen Hierarchieebenen des öffentlichen Dienstes zu beobachten. Beamte des einfachen Dienstes sprechen sich beispielsweise geschlossen dafür aus, privat für den Lebensabend vorzusorgen. Bei den höheren Besoldungsstufen sind es immerhin mehr als 70 Prozent.

Neben der Altersvorsorge wollen die Staatsdiener für weitere Berufsrisiken – wie etwa Burnout-Syndrom oder drohende Überarbeitung durch überdurchschnittliches, aber nie ausreichend gewürdigtes Engagement für den den Bürger – finanzielle Vorkehrungen treffen. Für zwei Drittel der Befragten spielt die Absicherung der eigenen Pflegebedürftigkeit eine wichtige Rolle.

Ebenfalls zwei von drei befragten Beamten geben an, sich gegen eine mögliche Dienstunfähigkeit absichern zu wollen. Das Thema Berufshaftpflicht spielt für mehr als die Hälfte der Staatsdiener eine wichtige Rolle. Bestimmte Berufsgruppen, wie beispielsweise Polizisten, haften unter Umständen persönlich für ihr Fehlverhalten im Dienst.

Weniger Sorgen machen sich die Behördenmitarbeiter hingegen über das Risiko, eventuell Eigentum ihres Arbeitgebers zu beschädigen und dafür finanziell aufkommen zu müssen. Nur knapp 30 Prozent der Befragten sehen sich gezwungen, für entsprechende Fälle vorzusorgen.

Bei der Auswahl der Vorsorgeprodukte gehen die Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes nach unterschiedlichen Kriterien vor. Fast neun von zehn der Befragten entscheidet sich für das Produkt mit dem größten Leistungsumfang. Für 72 Prozent spielt das Image des Anbieters die entscheidende Rolle.

Vor allem jüngere Beschäftigte bis 29 Jahre sowie Geringverdiener wollen möglichst die gesamte Risikopalette absichern – am besten vom Versicherer mit einem guten Ruf. Sie unterschätzen dabei häufig, dass der Anspruch auf die größtmögliche Risikoabdeckung seinen Preis hat. Die Besserverdiener und Führungskräfte entscheiden sich in der Regel für das Produkt mit der besten Leistungsqualität. Das Image des Anbieters ist für sie zweitrangig.

Zwei Drittel der Befragten orientieren sich bei Suche nach dem optimalen Versicherungspaket an Markt- und Produktanalysen der Verbrauchermagazine sowie an Bewertungen der Ratingagenturen. Insbesondere die Generation der Beamten zwischen 30 bis 59 Jahren greift auf diese Art Informationsquelle zurück. Unabhängig vom Alter hören die Staatsdiener zudem auf Empfehlungen. Fast sechzig Prozent orientieren sich an Erfahrungen aus dem unmittelbaren Freundes- und Kollegenkreis. Nur wenige suchen das Gespräch mit einem Berater. Nur 15 Prozent geben an, bei der Auswahl von Vorsorge- und Versicherungsprodukten auf Versicherungsmakler oder Mehrfachagenten zurückzugreifen. OTS