HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER : Auf der Reeperbahn
Vor dem Hotel wissen die beiden Männer ganz genau, warum sie hier sind. Der eine betreibt das Hotel, der andere besucht es, mit einem jungen Mädchen im Geleit. Sie seien ewig hier rumgefahren, bevor sie es gefunden hätten, sagt der eine Mann zum anderen, er und das Mädchen. Das Auto kommt aus der Provinz und schnappt auf seinen Knopfdruck hin hinter ihnen zu.
Braungebrannt sind die Männer, braungebrannt ist auch das Mädchen, die Haare schwarz gefärbt, der Körper sicher unsterblich jung und unsterblich schön. Sie urlauben zusammen in Hamburg, in einem Hotel auf der Reeperbahn, vor sich hin – was wird das Mädchen ihren Freundinnen zuhause bloß von dem Mann erzählen? Breitbeinig steht er da, mit seinem Kumpel, ein Zahn blitzt, ein Arm liegt um die Taille des Mädchens.
Nebenan, im Schaufenster eines Sexzubehörladens, putzt eine vermutlich afrikanischstämmige Frau das Fenster, ungerührt von all den Plastikerektionen und Hausschuhbrüsten und al dempfiffig-ordinären Wortwitz: „a positively milky experience“ steht auf einer Schachtel, in der eine Plastikkuh verpackt ist.
Obwohl sie auf allerlei Plastikkörpergliedprothesen spezialisiert zu sein scheinen, verkauft keiner der Läden dem Mann, der vor Penny sitzt, ein neues Bein. Für die Stelle, wo die Hose lose schlabbert.