: Der Nachbar übernimmt die Parteijugend
Der Münsterländer Sven Volmering folgt bei der Jungen Union in NRW auf den Münsterländer Hendrik Wüst
Der Neue kommt aus der Nachbarstadt des Alten. Bei der CDU-Nachwuchsorganisation Jungen Union (JU) folgt auf den Münsterländer Hendrik Wüst der Münsterländer Sven Volmering. Wüst kommt aus Rhede im Kreis Borken – sein Nachfolger im Amt des JU-Landeschefs lebt im fünf Kilometer entfernten Bocholt. Beide kennen sich gut, gehören derselben Generation an und sind politisch sozialisiert worden in der fast unendlichen Kohl-Ära. Und doch sind die zwei Westfalen grundverschieden: Während der mittlerweile zum Generalsekretär aufgestiegene Wüst stets geschmeidig wie ein designierter Berufspolitiker auftrat, ist Volmering vor allem Freizeitpolitiker. Wüst ist kein schlechter Redner und machte schon früh mit medientauglichen Auftritten auf sich aufmerksam – Volmering ist eher schweigsam. Er ist Vorsitzender im Bocholter Jugendhilfeausschuss.
„Sven wirkt still im Hintergrund, bei großen Reden kommt er meist nicht so gut rüber“, heißt es über Volmering aus der CDU. Obwohl er bereits seit Anfang der 90er Jahre politisch aktiv ist, verläuft seine Karriere bislang in überschaubaren Bahnen. Volmering bekleidet zahlreiche Posten und Pöstchen – aber bisher allesamt im Münsterland: Stadtverordneter, Fraktionsgeschäftsführer, Bezirksvorsitzender. Der Wechsel in den JU-Landesvorsitz ist anderthalb Jahrzehnte nach seinem Parteieintritt der erste große Sprung in der Laufbahn des 30-Jährigen.
„Der steht mit beiden Beinen auf dem Boden und hat einen normalen Beruf“, sagt ein Parteifreund. Der U2- und Henning-Mankell-Fan Volmering ist Gymnasiallehrer für Geschichte und Sozialwissenschaften. In seiner Jugend war der VfB-Stuttgart-Fan ein torgefährlicher Außenstürmer bei den örtlichen Fußball-Traditionsvereinen 1. FC und Olympia Bocholt. Auch dies grenzt ihn von seinem Vorgänger Wüst ab: Der Landtagsabgeordnete gibt als Hobby Jäger an.
Inhaltlich will Volmering an Wüst anknüpfen, der wegen der Arbeitsbelastung als Generalsekretär nicht wieder als Chef der 34.000-Mitglieder-Organisation antritt. „Das Erbe, das mir Hendrik hinterlässt, sehe ich als sehr gute Grundlage an“, sagte Volmering in einem Interview. Klar sei aber auch, dass er „ein ganz anderer Typ“ sei mit eigenen Ideen. Unter seiner Führung soll der CDU-Nachwuchs „Generationengerechtigkeit“ definieren. 2005 kritisierte er den schwarz-roten Koalitionsvertrag. Die CDU habe „zentrale Standpunkte“ aufgegeben. Als JU-Chef wird Volmering wohl versuchen, die CDU deutlich von der SPD abzugrenzen.
MARTIN TEIGELER