: Das reale Risiko beim Radeln
UMFRAGE AUSGEWERTET
Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg sind die gefährlichsten Bezirke für Radfahrer. Diesen Schluss zog am Freitag die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aus dem Projekt „Radfahren in Berlin“. Dabei durften die Berliner im vergangenen Winter einen Monat lang online über gefährliche Straßen und Kreuzungen motzen.
70.000 Euro kostete das Projekt, rund 23.000-mal wurde abgestimmt. Die Senatsverwaltung nennt das einen „großen Erfolg“. Unter den am häufigsten genannten Orten sind die Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg, Unter den Linden und die Linienstraße in Mitte sowie der Neuköllner Hermannplatz.
Aber das ist alles nichts Neues, 90 Prozent der benannten Kreuzungen sind bereits durch die von der Polizei erhobenen Unfalldaten erkennbar riskant. Auch Lösungsansätze sind bekannt: „Viele Unfälle können durch einfache Maßnahmen vermieden werden, z. B. durch Herstellung besserer Sichtverhältnisse, durchgehende Befestigung, klare Flächenzuweisungen“, steht in der Radverkehrsstrategie des Senats.
Muss man nun die Berliner für ihr gutes Gespür für riskante Kreuzungen loben? Die Bezirken Lichtenberg, Reinickendorf und Spandau betrafen jeweils nur 3 Prozent aller Meldungen. Radfahren ist dort deshalb aber natürlich nicht sicherer, zeigt die Unfallstatistik.
Die Konsequenz der Senatsverwaltung, an den 30 meistbewerteten Verkehrspunkten vorrangig „Maßnahmen zu ergreifen“, ist deshalb nicht richtig. Sie diskriminiert Stadtteile mit einer weniger internetaffinen Anwohnerschaft. Das reale Risiko sollte zählen, nicht das gefühlte.
SVENJA BEDNARCZYK