: Bio-Bratkartoffeln mit Öko-Spiegelei
Genuss steht auch beim Essen vom ökologischen Menülieferanten an erster Stelle. Was sich Erwachsene zu besonderen Anlässen leisten, ist für Kinder in der Schule immer noch die Ausnahme. Der Bio-Anteil liegt im besten Fall bei 30 Prozent – und das Gefälle zwischen den Bezirken ist beträchtlich
VON CHRISTINE BERGER
Beim Essen sind Kinder häufig die härtesten Kritiker. „Ich liefere jeden Tag unser Menü nach Hause, um ein Feedback zu bekommen“, erklärt Rolf Hoppe, Geschäftsführer der Luna GmbH. Das Spandauer Unternehmen produziert täglich 6.000 Essen für jeweils 50 Berliner Schulen und Kitas. Bislang hat es seinen vier Kindern meistens geschmeckt, kein Wunder: Hoppes Großküche verzichtet auf Convenience-Produkte, als vorgefertigte Lebensmittelmischungen. Bis zu achtzig Prozent der Zutaten, die die dreißig Küchenangestellten verwenden, sind aus ökologischem Anbau. Sogar die Kartoffeln werden noch handgeschält. „Die sind dadurch natürlich frischer“, so der Fünfzigjährige, der 1994 Berlins erstes Bio-Catering-Unternehmen eröffnete. Die Firmengeschichte schrieb der berühmte Zufall: „Angefangen habe ich mit einem vegetarischen Restaurant in Charlottenburg.“ Als seine Kinder in eine neu gegründete Kita kamen, wurde er von den anderen Eltern gefragt, ob er nicht das Essen liefern könne. Gesagt, getan. „Nach zwei Jahren war das Restaurant zu, und wir haben nur noch Kitas beliefert.“ Zunächst hundert Prozent vegetarisch und ökologisch, später auch mit Fleisch und Fisch, „weil mir sonst Kunden abgesprungen wären.“ Vor einem Jahr kam dann dank der neuen Ganztagsschulverordnung der große Quantensprung für die Luna GmbH: „Wir beliefern jetzt alle Zehlendorfer und Spandauer Schulen“, erklärt Hoppe. Dadurch habe sich der Umsatz verdoppelt.
Dass das Luna-Essen teurer sei, als das von konventionellen Catering-Unternehmen störe die Eltern wenig. „Im Westen gibt es nicht so sehr dieses Denken, ein Essen darf nur zwei Euro kosten.“ Das sei im Ostteil der Stadt ganz anders. „Da ist das Preisniveau ruinös.“ In Lichtenberg etwa, wo gerade das Catering für die Schulessen neu ausgeschrieben werden, bräuchte er sich gar nicht erst zu bewerben. Damit er überhaupt mit anderen Anbietern konkurrieren kann, liegt der Bio-Lebensmittelanteil am Luna-Essen für öffentliche Schulen bei „nur“ dreißig Prozent. „Wir haben deshalb zwei Produktstraßen“, eine für die Bio-Essen, die anderen für die „normalen“. Seine Erfahrung: Vor allem private und kirchliche Träger von Schulen und Kitas geben mehr Geld für gutes Essen aus. Dass Bio-Essen mehr kostet, hält viele Caterer ab, mehr als die vom Bundesministerium für Verbraucherschutz vorgeschriebenen zehn Prozent Bio-Zutaten für Schulessen zu verwenden.
Ganz anders dagegen sieht es beim Catering für Erwachsene aus. Wer eine Party plant oder eine größere Veranstaltung, legt eher Wert auf Qualität. Das Catering von Biolüske, dem Ökosupermarkt in Lichterfelde, kann jedenfalls über mangelnde Aufträge nicht klagen. Fleisch aus ökologischem Landbau, regionales Bio-Gemüse und Ökoeier gehören dazu, wenn Biolüske-Kunden ein Buffet bestellen. Dass die Zutaten nicht zerkocht werden und Inhaltsstoffe wie Vitamine erhalten bleiben, ist beim Bio-Catering selbstverständlich. Auch auf Geschmacksverstärker wird verzichtet „Es geht schließlich um den Genuss“, so Kochstudioleiterin Iris-Katrin Schulz. Wer glaube, ein Biobuffet biete nur Körner und vollwertige Bratlinge, der irrt. „Viel Salat und Gemüse, das Angebot ist eher mediterran orientiert.“ Wichtig sei der regionale Bezug: „Exotisches ist nicht unbedingt Bio.“ Hühner und Schweine würden auf Bestellung geschlachtet. „Ein Gulasch aus frischem Biofleisch schmeckt einfach besser.“
Das sieht man auch beim Caterer Einhorn so. Das Unternehmen, das ebenfalls mit einem Restaurant begann, beliefert mittlerweile nicht nur Empfänge beim Bundespräsidenten, sondern auch Fernsehgalas und Großveranstaltungen mit bis zu 3.000 Gästen. „Wir sind bekannt dafür, dass wir nur hochwertige Produkte verwenden“, so Marketingmanagerin Judith Schumacher. Bio schreibe man sich nicht ausdrücklich auf die Fahnen, doch „Kunden fragen öfter nach der Herkunft der Produkte“. Wenn jemand explizit ein Bio-Büffet wolle, dann sei das kein Problem. „Grundsätzlich geht der Trend zu gesundem Essen.“ Etwa beim diesjährigen Sommerfest des Bundespräsidenten: Ein vegetarisches Büffet verwöhnte die 3.000 Gäste unter anderem mit indischen Reisbyriani und frischen essbaren Blüten. Da war es auch nicht schlimm, dass es in Strömen regnete.