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Archiv-Artikel

An Niedertracht nicht zu überbieten

Den Geburtstagsartikel zu Wolf Biermanns Siebzigsten habe ich so ähnlich schon mal irgendwo gelesen – helft mir, war es der Völkische Beobachter oder der Stürmer? Ich glaube wohl letztgenannter – der hatte auch immer eine besondere Freude daran, körperliche Eigenheiten der von ihm attackierten in den Mittelpunkt seiner Hetze zu stellen und von dort aus mit der Güllespritze den Rest der Würdigung zu erledigen.

Das Elaborat „Die Ehre der Spucke“ stellt die Texte und die angeblich „feuchte“ Vortragskunst Biermanns in den Mittelpunkt. Der gespielt-coole Gestus des Autors ist dabei an Niedertracht nicht mehr zu überbieten. Er verhilft dem unterschwellig transportierten Ekel an Biermanns Vortragsweise zu einer Scheindistanz, die es auch taz-Lesern noch erlauben soll, den Abscheu über Biermann als intellektuellen „Genuss“ zu erleben. Ich bin langjähriger taz-Genosse und Abonnent – beziehungsweise ich war es definitiv, wenn die Redaktion sich für diese stinkbraune Soße nicht entschuldigt – bei den Lesern und bei Wolf Biermann! Paul Nellen, Hörfunkautor

PS: Kopien dieses Schreibens gehen an Freunde und Kollegen sowie an die taz-Genossenschaft in Berlin.