: Bergmann beurlaubt
St. Pauli entlässt seinen Trainer Andreas Bergmann. Trulsen und Stanislawski sollen Training vorläufig leiten
Der FC St. Pauli hat die Notbremse gezogen. Am Montag gab der Hamburger Traditionsklub die Trennung von Trainer Andreas Bergmann bekannt, dessen Rauswurf einige Fans bereits am Freitag nach dem Spiel gegen Rot-Weiß Erfurt gefordert hatten. Da waren sie noch von der Mehrheit übertönt worden.
Nach zuletzt vier Spielen ohne Sieg und sechs Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsplatz hat der Vorstand damit klare Konsequenzen gezogen. Die üblichen großen Abfindungssummen muss der Verein an Bergmann nicht zahlen. Sie sind im Vertrag des Trainers ausgeschlossen, wenn er mit seinem Team nicht einen der vorderen Plätze belegt. Für Kapitän Fabian Morena kam die Entlassung „überraschend“. Doch die Mannschaft wisse, dass sie „klar hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Wir Spieler sind jetzt in der Pflicht“, sagte Morena.
Wer die Nachfolge Bergmanns antreten wird, ist noch unklar. Zunächst sollen Co-Trainer Andre Trulsen und Sportchef Holger Stanislawski das schlingernde Schiff wieder auf Kurs bringen. Nach einem Fehlstart mit nur drei Siegen aus den ersten neun Spielen stand Bergmann, der St. Pauli vorige Saison bis ins DFB-Pokal-Halbfinale geführt hatte, im Oktober bereits auf der Kippe. Damals hatte die Klubführung dem Trainer aber noch das Vertrauen ausgesprochen.
Obwohl die Hamburger eine zwischenzeitliche Erfolgsserie von acht Spielen ohne Niederlage verzeichneten, kamen sie den Aufstiegsplätzen nicht näher. Sechs Unentschieden waren zu wenig. Das 1:1 gegen Erfurt brachte das Fass dann am Freitagabend vor allem bei vielen Anhängern zum Überlaufen. In Abwesenheit von Präsident Corny Littmann, der als stärkster Befürworter von Andreas Bergmann gilt, teilten die Vize-Präsidenten Marcus Schulz und Klaus Rummelhagen und Sportchef Holger Stanislawski dem Trainer am Montag ihre Entscheidung mit. Nachdem auch die Mannschaft informiert worden war, leitete Trulsen bereits kurz danach erstmals das Training. Stanislawski, der ab Dienstag ebenfalls mit auf dem Platz stehen soll, bedauert diesen Schritt, sah aber keine andere Möglichkeit: „Weder die Mannschaft noch ich können uns von Schuld freisprechen. Es ist nun mal so, dass der Trainer das schwächste Glied in dieser Kette ist.“
Als Nachfolger von Bergmann wurde zuletzt mehrfach Marc Fascher gehandelt, der den Liga-Konkurrenten Kickers Emden trainiert. Fascher hat zuvor in Hamburg erfolgreich gearbeitet und ist mit Stanislawski befreundet. MARCO CARINI