: „Im Team ist kein Platz für Einzelgänger“
Für Softairspieler Markus Schulze stehen beim militärischen Spiel Taktik und Spaß im Vordergrund
taz: Herr Schulze, warum spielen Sie Softair?
Markus Schulze: Es macht einfach Spaß draußen an der frischen Luft zu sein und durch den Wald zu laufen. Auch Herumzuschleichen macht Spaß. Das ist in etwa so wie beim Cowboy-Indianer-Spiel.
Nun sind Sie ja nicht nur draußen an der frischen Luft, sondern auch mit spezieller Ausrüstung.
Klar, das Spiel ist militärisch angehaucht. Das sieht nach außen martialisch aus, was uns auch bewusst ist. Allerdings steht der spielerische Aspekt im Vordergrund.
Wie sieht es aus, wenn Ihr Team spielt?
Wir spielen in Tarnanzügen auf einem abgesperrten, genehmigten Gelände. Man versteckt sich und pirscht sich an den Gegner heran. Wir tragen die Softairwaffen...
...und schießen aufeinander.
Klar, das gehört mit dazu.
Was reizt Sie an dem Spiel besonders?
Der Wettkampf steht zumindest nicht im Vordergrund. Das ist anders als beim Paintball, wo Farbkugeln auf dem Rücken zerplatzen, was sehr schmerzhaft sein kann. Wir spielen mit eher weichen Waffen und Schutzausrüstung für Gesicht und Augen. Die Taktik ist sehr wichtig. Da lebt der eine eher die soldatische Rolle aus, der andere rennt einfach nur gern im Tarnanzug durch den Wald.
Was fühlen Sie, wenn Sie einen Menschen im Spiel erschießen?
Ungefähr das Gleiche, wie wenn ich beim Völkerball jemanden raus schieße. Das Kriegsspiel ist eine abstrakte Form, wie zum Beispiel im Computerspiel oder beim Schach. Erst wenn man diese Abstraktion verliert, wird es gefährlich.
Wie würde das auffallen?
Etwa wenn ein kranker Ehrgeiz entsteht. Im Team ist einfach kein Platz für klassische Einzelgänger. Dann gehen der Spielfluss und der Spaß schnell verloren. Wenn nur noch von Waffen die Rede ist, müssen die Alarmglocken schellen.
Gibt es Personen, die sich in das Spiel reinsteigern?
Personen mit einem übertriebenem Machtgefühl oder Menschenhass können beim Softair natürlich anknüpfen. Um das auszuschließen, haben wir ein eigenes Team gegründet.
Auch der Amokläufer vom Emsdetten war Softairspieler. Sprechen Sie darüber?
Wir haben sofort darüber gesprochen. Die Politik fordert wieder Verbote. Aber Softair macht niemanden zum Amokläufer, genauso wenig wie ein Computerspiel.
INTERVIEW: M. SCHRÖDER