: Lubmin wartet auf seinen Castortransport
ATOMMÜLL Brennelemente sind aus Frankreich auf dem Weg nach Mecklenburg-Vorpommern. Gegner planen Aktionen an Strecke. Angekündigte Beteiligung von Neonazis stößt auf Protest
BERLIN taz | Der Castortransport aus dem französischen Cadarache ins Zwischenlager beim Seebad Lubmin ist auf dem Weg. Am Dienstagvormittag wurden nach Angaben von Greenpeace die vier deutschen Castorbehälter, die Brennelemente aus dem Versuchsreaktor Karlsruhe und dem Atomschiff „Otto Hahn“ enthalten, in Aix-en-Provence auf Tiefladerwaggons geladen. In der Nacht zuvor war der Transport im Kernforschungszentrum Cadarache 60 Kilometer nordöstlich von Marseille gestartet.
Der Transport sollte Aix am Dienstagabend (nach Redaktionsschluss) auf der Schiene verlassen und voraussichtlich am Donnerstag in Lubmin eintreffen – wenn er unterwegs nicht von Protesten und Blockaden verzögert wird. Am Mittwochmittag wird er an der deutsch-französischen Grenze erwartet – vermutlich in Kehl oder Wörth, wo die Gemeinde Germersheim schon per Allgemeinverfügung das Versammlungsrecht eingeschränkt hat.
Mahnwachen und Blockade
Über die geplante Route des Transports ist wenig bekannt, zur Auswahl stehen mehrere Routen durch Ostdeutschland, eine durchs östliche Berlin und über Oranienburg oder Biesenthal. Von Lubmin führt dann eine nicht vom Personenverkehr benutzte Gleisstrecke bis aufs Gelände des stillgelegten DDR-Atomkraftwerks Greifswald.
Im Vorfeld angekündigt sind Mahnwachen und Proteste an den möglichen Strecken, etwa in Biesenthal bei Berlin. Auch rund um Greifswald finden Aktionen statt: Am Mittwoch und Donnerstag soll es eine Sitzblockade geben; ein Protestcamp wurde am Sonntag in Guest südlich von Greifswald eingerichtet, nachdem es am Samstagabend zunächst mangels Anmeldung polizeilich untersagt worden war. In Greifswald selbst gibt es Infopunkte sowie Schlaf- und Jobbörsen (Infos unter www.lubin-nixda.de). Die Polizei will den Transport mit 3.000 Beamten schützen.
Für Dienstagabend hatten Greifswalder Initiativen auch zu einer Demonstration gegen Rechtsradikale aufgerufen, die versuchten, den Antiatomprotest für sich zu nutzen. Hintergrund sind Veröffentlichungen von Neonazi-Gruppen gegen Atommüllzwischenlager und -transporte in der „nationalen Heimat“ Vorpommern. Der NPD-Fraktionsvorsitzende Udo Pastörs hatte zudem im Landtag Atomtechnologie als „Bestandteil des Teufelskreises der kapitalistischen Wachstumsideologie“ bezeichnet. JAN-MICHAEL IHL