: Gefährliche Überfahrt
UNGLÜCK Noch ist die Zahl der Toten nicht bekannt
SYDNEY/BERLIN afp/taz | Am Mittwochabend (Ortszeit) war noch nicht klar, wie viele Menschen bei dem Schiffbruch vor der Weihnachtsinsel ums Leben gekommen sind. Den Angaben des australischen Grenzschutzes zufolge wurden bis zum frühen Abend mindestens 27 Leichen aus dem Wasser geborgen. Insgesamt 42 Menschen hätten überlebt. Es war aber unklar, wie viele Menschen an Bord des überfüllten Flüchtlingsbootes waren.
Der Rettungseinsatz dauerte vorerst bis zum Einbruch der Dunkelheit an. Die Organisation „Fliegende Ärzte“ barg mit einem Spezialflugzeug drei Schwerverletzte aus dem Wasser, zwei Männer mit Kopfwunden und eine Frau mit Verletzungen am Unterleib. „Wir nehmen an, dass etwa 50 Menschen tot sind und 33 verletzt wurden, aber das ist nicht bestätigt“, sagte Sprecherin Lesleigh Green.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR erklärte, das Flüchtlingsdrama sei „eine tragische Erinnerung an die Gefahr, der sich Menschen auf der Flucht vor Verfolgung und Menschenrechtsverletzung in ihrer Heimat aussetzen“. Den Menschen müssten „brauchbare Alternativen“ geboten werden, damit sie sich nicht auf solch halsbrecherische Reisen begäben, erklärte der australische Chef von Amnesty International, Andrew Beswick.
Im vorigen Jahr gelangten dem australischen Parlament zufolge 2.849 Menschen, die meisten davon aus dem Irak, aus Afghanistan und Sri Lanka, über den gefährlichen Seeweg nach Australien. Im laufenden Jahr waren es bis September 4.822 Menschen. „Die Zahlen stehen in keinem Verhältnis zu der hysterischen und aufgeheizten Art und Weise, wie in Australien über das Thema Bootsflüchtlinge debattiert wird“, sagte Karl Kopp von Pro Asyl der taz. Er fürchtet, dass auch das aktuelle Unglück keine „Abkehr von der Abschottungspolitik“ einleiten, sondern die Hardliner noch bestärken werde.
Die Weihnachtsinsel, die zum Großteil aus einem Nationalpark besteht und von Regenwald bewachsen ist, liegt rund 2.650 Kilometer nordwestlich der australischen Stadt Perth im Indischen Ozean. Dort steht Australiens größtes Auffanglager für Asylsuchende. Im Oktober lebten dort mehr als 2.000 Asylsuchende, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben die Reise nach Australien angetreten hatten und vor der Küste aufgegriffen wurden. DZY