: Thaci droht mit Klage
ORGANHANDEL Kosovos Regierungschef will gegen Europarats-Ermittler wegen Bericht vorgehen
PRISHTINA/BELGRAD dapd/dpa Der kosovarische Ministerpräsident Hashim Thaci hat rechtliche Schritte gegen den Ermittler des Europarats angekündigt, der ihn in einem Bericht mit Organhandel in Verbindung gebracht hat. Nach Angaben eines Gewährsmannes der kosovarischen Regierung vom Donnerstag kontaktierte Thaci bereits Anwälte, um gegen den Abgeordneten des Europarats, Dick Marty, juristisch vorzugehen. Auch überlege Thaci, die britische Tageszeitung The Guardian, die den Bericht als erste publik machte, zu verklagen.
Ermittler Marty hatte für den Europarat einen Bericht vorgelegt, in dem der jetzige Ministerpräsident und frühere Kämpfer der kosovarischen Befreiungsarmee UCK mit dem Handel mit Organen in Verbindung gebracht wird. Diesem Bericht zufolge wurden nach dem Ende des Kosovokrieges 1999 Gefangene unter Aufsicht einer Führungsclique der UCK erschossen. Danach seien den Opfern Organe entnommen worden, welche verkauft worden seien.
Thaci war der politische Kopf der Rebellengruppe UCK, die während des Kosovokonflikts von den Vereinigten Staaten unterstützt wurde. Die Partei PDK des Ministerpräsidenten gewann am Sonntag die ersten Wahlen des Kosovo seit der Unabhängigkeit von Serbien im Jahr 2008.
Die jüngsten Vorwürfe aus dem Europarat könnten die Regierungsbildung jedoch erheblich erschweren. „Ich bin sicher, dass es keinen Serben gibt, der in dieser Regierung sitzen wird“, sagte Spitzenpolitikerin Rada Trajkovic von der Serbischen Einheitsliste am Donnerstag im Belgrader TV-Sender B 92. Eine Koalition mit diesem Mann sei ausgeschlossen. Thaci wolle unbedingt wieder Regierungschef werden, um sich durch die Immunität vor Strafverfolgung zu schützen, sagte Trajkovic.
Thaci hatte ursprünglich die serbische Minderheit, für die 10 Plätze im Parlament mit 120 Sitzen reserviert sind, in seine neue Regierung einbinden wollen. Thacis PDK-Partei hatte knapp 34 Prozent der Stimmen gewonnen und kann ebenso viele Sitze im neuen Parlament beanspruchen.