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Archiv-Artikel

DOMINIC JOHNSON ÜBER DEN WIEDERAUFGEFLAMMTEN KRIEG IN MALI Bundeswehrmission in der Falle

Mali ist wieder Bürgerkriegsland. Wie schon Anfang 2012 verjagen die Tuareg-Rebellen in der Sahara-Wüste die Regierungsarmee aus einem Ort nach dem anderen. Was für ein Geburtstagsgeschenk für die EU-Ausbildungsmission EUTM Mali, die Malis Armee neu aufstellen sollte und dabei den derzeit größten Einsatz der deutschen Bundeswehr in Afrika darstellt. Am 15. Mai ging EUTM Mali in ihr zweites Jahr – und seitdem geht für die Armee im Norden des eigenen Landes gar nichts mehr.

An mangelnder Qualität der Ausbildungsprogramme liegt das sicher nicht. Die Probleme in Mali sind politisch. Es hat keinen erfolgreichen Versöhnungsprozess zwischen Malis Regierung und den Tuareg-Sezessionisten gegeben. Französische Eingreiftruppen haben zwar die bewaffneten Islamisten verjagt, aber die Tuareg-Kämpfer sind geblieben – und sie stehen nun im Verdacht, den zumindest klammheimlichen Schutz Frankreichs zu genießen. Dieser Verdacht könnte sich auch bald gegen die EU richten. Zwar arbeiten Frankreich und die EU-Mission in Mali nicht Hand in Hand; aber wenn die Volksseele in Malis Hauptstadt Bamako erst einmal anfängt, sich für das Opfer einer Weltverschwörung zu halten, kann das weitreichende Folgen haben – beim letzten Tuareg-Vormarsch 2012 war das Ergebnis ein Militärputsch.

Eine militärische Ausbildungsmission ersetzt keinen politischen Prozess. Eine Regierung, die nur auf bessere Soldaten setzt, ohne bessere Politik zu machen, wird Mali keinen Frieden bringen. Indem die EU ihr Wirken auf Militärtraining beschränkt, macht sie sich zur Geisel einer verfehlten Politik. Entweder gestalten oder raushalten – einen Mittelweg gibt es nicht.

Ausland SEITE 7