: „Wir haben nur gelöscht“
Ex-Mitarbeiterin der Feuerbergstraße erhebt schwere Vorwürfe gegen Heimleiter Wolfgang Weylandt
Es war eine makabre Szene, die Sozialpädagogin Karin Zumsande am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss (PUA) zur Geschlossenen Unterbringung Feuerbergstraße beschrieb. Als sie am Abend des 22. Februar 2004 Dienst hatte, wollte sich ein Jugendlicher erhängen. Er stand auf einem Heizungsrohr und drohte abzurutschen. „Ich bin rein und habe ihn an den Beinen festgehalten“, berichtete Zumsande. Zwei Heimbewohner halfen damals bei der Rettungstat.
Doch damit nicht genug: Eine herbeigerufene Psychologin habe sich zwar um den Jungen gekümmert, mit den übrigen Jugendlichen jedoch sei Zumsande die Nacht über allein geblieben. Erst am folgenden Morgen sei Heimleiter Wolfgang Weylandt erschienen. Mit den Worten: „Wir sind kurz vor der Bürgerschaftswahl und ein Jugendlicher hätte sich fast erhängt. Warum ist das besondere Vorkommnis noch nicht da?“, habe er nur einen Bericht angemahnt. Besprochen wurde der Vorfall nicht mehr.
Zumsande war drei Jahre in dem Heim tätig und ursprünglich vom Konzept überzeugt gewesen. Die Einrichtung sei jedoch „totalitär und diktatorisch“ geleitet worden, sagte sie im Rückblick. Auch hätte etwa die Hälfte der Jungen dort nicht reingehört. „Wir haben nur gelöscht, dass es nicht brennt. Es ging um das tägliche Überleben.“
Als sie auf einer Dienstbesprechung Supervision forderte, habe sie Weylandt von weiteren Besprechungen ausgeschlossen. „Er sagte: Mitarbeiter, die den Job ohne Supervision nicht schaffen – bitte sehr, da ist die Tür“, so Zumsande. Dem Leiter der Einrichtung warf sie inhaltliche Distanz zum Arbeitsfeld vor. „Der saß immer in seinem großen Büro und hatte beide Türen zu.“ Die Pädagogen dagegen seien oft allein statt zu zweit in der Gruppe gewesen, was sie als „sehr belastend“ bezeichnete. Zudem seien dafür nicht geschulte Mitarbeiter angehalten worden, das Prinzip der „Konfrontativen Pädagogik“ anzuwenden. Doch falsch gebraucht, könne diese Methode Jugendliche traumatisieren. Der Heimleiter selbst wird bei seiner nächsten PUA-Vernehmung mit den Vorwürfen konfrontiert werden. KAJ