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: Hinrunde unentschieden

FUSSBALL Herthas Investitionen haben sich nach einem halben Jahr noch nicht voll ausgezahlt

Babbels Appelle an die Kampfkraft und den letzten Willen werden sich auf absehbare Zeit verbrauchen

Unentschieden ging am Samstag das letzte Vorrundenspiel der Hertha beim vermutlich größten Aufstiegskonkurrenten Augsburg aus. Und unentschieden ist auch die Bilanz der Hertha-Hinrunde. Einerseits ist das „große Ziel“, wie der Verein gern den angestrebten Aufstieg in die Erste Liga bezeichnet, als Tabellenzweiter oder -dritter in absoluter Reichweite – über die genaue Platzierung entscheidet erst ein Nachholspiel, das Aue noch zu bestreiten hat. Andererseits ist das große Fiasko, der Nichtaufstieg, angesichts der vielen Millionen Euro, die die ohnehin hochverschuldete Hertha in ihr Team investierte, ebenso spürbar nahe. Denn trotz immenser Ausgaben für erstklassiges Personal haben die Berliner kaum mehr Punkte als die Konkurrenz ergattern können.

Gewiss haben nur schlichte Gemüter geglaubt, dass Hertha für seine Investitionen bereits nach einem halben Jahr Rendite in Form von unzähligen Siegen einstreichen würde. Vieles braucht eben seine Zeit. Wenn man allerdings die Vorstellungen der Blau-Weißen auf dem Rasen und deren Bewertungen von Trainer Markus Babbel Revue passieren lässt, dann beschleichen einen Zweifel, ob das Spiel der Berliner einem Plan folgt, der sich erst noch entfalten muss.

Jungtrainer Babbel bedient sich gern aus dem klassisch-deutschen Trainervokabular. Er spricht vom letzten Willen, der Gier, der nötigen Siegermentalität, den letzten 2 Prozent, die fehlen, oder der Selbstzufriedenheit, die sich nicht breitmachen darf.

Babbel mimt erst gar nicht den großen Strategen, er reduziert den Fußball in der Zweiten Liga auf die kämpferische Komponente. Die besten Spieler, mag sich der 38-Jährige denken, hat er ja eh schon, wenn die dann auch noch anfangen zu laufen und zu grätschen wie die Berserker, kann gar nichts mehr schiefgehen.

Man kann Babbel seine konservative Ausrichtung nicht verdenken. Der Druck, unter dem er in Berlin steht, ist tonnenschwer. Deshalb heißt seine Devise: keine Zeit für Experimente. Babbels Appelle an die Kampfkraft und den letzten Willen werden sich aber auf absehbare Zeit verbrauchen. Vielleicht erst nächste Saison in der Ersten Liga.

Spätestens dann jedoch dürfte sich nachteilig bemerkbar machen, dass die gestalterischen Möglichkeiten des Teams sehr begrenzt sind. Typisch Hertha wäre es, wenn man dann die verpasste Entwicklung mit erneuten Investitionen aufzufangen versucht. JOHANNES KOPP