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Archiv-Artikel

Singen für den Kopfbahnhof

PROTEST „Oh Politik, oh Politik“ – Gegner von Stuttgart 21 texten Weihnachtslieder um

STUTTGART dapd/taz | Knapp drei Wochen nach der Schlichtung im Stuttgart-21-Streit haben mehrere tausend Gegner des Bahnprojektes in Stuttgart demonstriert. Zu dem Weihnachtsumzug am Samstag vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt hatten die Parkschützer aufgerufen, die der Schlichtung ferngeblieben waren und den Schiedsspruch von Schlichter Heiner Geißler ablehnen.

Unter dem Motto „Kopfbahnhof 21 – den Menschen ein Wohlgefallen“ sangen sie auf das Alternativprojekt der Gegner umgedichtete Weihnachtslieder. Zum Beispiel eine Anlehnung an „Oh Tannebaum“: „Oh Politik, oh Politik, du hast uns sehr geschadet. Du setzt nur deine Ziele ein und gehst auf Bürger gar nicht ein. Oh Politik, oh Politik, wir zeigen dir die Rute.“ Oder auch „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ etwas anders, nämlich so: „Bim, Bähnchen, bimelimelim, bim, Bähnchen, bim! Hört gut hin, ihr Schwaben, hier wollen sie tief graben, euer Geld versenken, Demokratie verrenken! Bim, Bähnchen, bimelimelim, bim, Bähnchen, bim.“ „Der Widerstand ist weiter da und zeigt sich kreativ“, sagte der Sprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann. Er sprach von über 4.500 Teilnehmern. Die Polizei zählte 2.000 Demonstranten.

Gegen Stuttgart 21 wird seit Monaten protestiert. Der Stuttgarter Hauptbahnhof soll für mehr als 4 Milliarden Euro von einem Kopf- in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut werden. Das stößt bei vielen Bürgern auf Kritik. Seit der Schlichtung flaut der Protest aber ab.

Die Projektbefürworter hatten eine ebenfalls für Samstag geplante Großkundgebung in der Stuttgarter Innenstadt abgesagt. „Die Innenstadt soll in der Vorweihnachtszeit nicht weiter belastet werden“, sagte der Organisator Christian List. Die nächste Kundgebung soll am 13. Januar voraussichtlich auf dem Stuttgarter Marktplatz stattfinden.

Am 30. November hatte Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler nach der rund sechswöchigen Schlichtung Stuttgart 21 befürwortet, allerdings Nachbesserungen und einen Stresstest zur Leistungsfähigkeit des Projektes empfohlen.