: Bewährter „Doktor“
Titelschwindler muss nicht zahlen – er sei mit Verlust der Bürgermeisterkandidatur „bestraft genug“
Wegen Titelmissbrauchs und Urkundenfälschung hat das Amtsgericht Holzminden gestern den früheren SPD-Bürgermeisterkandidaten von Stadtoldendorf, Dietmar Meier, zu einer Geldstrafe in Höhe von 70 Tagessätzen auf Bewährung verurteilt. Der 53-Jährige hatte einen falschen Doktortitel getragen und im Wahlkampf benutzt.
Der Angeklagte habe nur mit bedingtem Vorsatz gehandelt, sagte der Richter. Er habe den Titel ursprünglich regulär erwerben wollen, sei dabei aber ein Opfer von Betrügern geworden. Er sei durch die Folgen der Tat bestraft genug, so dass die Geldstrafe auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden könne.
Dass mit dem Doktortitel etwas nicht stimmt, war während des jüngsten Kommunalwahlkampfes durch einen anonymen Hinweis an die Staatsanwaltschaft bekannt geworden. Der SPD-Politiker war daraufhin von seiner Bürgermeister-Kandidatur zurückgetreten.
Meier sagte, mit dem Doktortitel habe er sich selbst etwas beweisen wollen. Über eine Anzeige stieß er auf den Promotionsberater, der ihm für 15.000 Euro angeblich einen Doktorvater an der Universität Hamburg vermittelte und später in einem Autobahnhotel die gefälschte Promotionsurkunde übergab.
Der „Promotionsberater“ und der angebliche Assistent des Doktorvaters müssen sich demnächst selbst vor Gericht verantworten. Sie sollen mindestens 80 weitere Doktortitel verkauft haben. Meier will nun an einer Universität im Südwesten Deutschlands einen echten Titel erwerben. DPA