Fans fühlen sich schikaniert

FUSSBALL In einem offenen Brief kritisiert das Werder-Fan-Projekt die Pläne von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) zur Bekämpfung der Fan-Gewalt

Sorgen bereiten den Fans die Aufrüstung der Polizei und die Überwachung

Werder-Fans sind sauer auf die Polizei und Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Diese würden sie „zunehmend kollektiv als Sicherheitsrisiko sehen und entsprechend behandeln“, heißt es in einem gestern veröffentlichten Brief des Fan-Projekts an Mäurer.

Der hatte kürzlich eine massive Zunahme der Gewalt bei Fußballspielen und eine „Explosion“ der dadurch entstehenden Kosten beklagt. Nachdem die Märsche der auswärtigen Fans vom Bahnhof zum Stadion bereits verboten worden sind, sollen Gast-Fans künftig direkt auf das Gelände des Tennisclubs Rot-Gelb, neben dem Weser-Stadion, geleitet und von den Heim-Fans separiert werden. Mäurer leitet eine Arbeitsgruppe der Innenminister und Verbände, die das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ von 1992 überarbeiten soll.

„Wir betrachten die Aufrüstung der Polizei und die zunehmende Überwachung von Fans mit Sorge“, schreibt das Fan-Projekt. Es sei zweifelhaft, ob so die „durchaus vorhandene Gewalt eingedämmt“ werden könne. Dies belege etwa die so genannte Blocksperre im Weser-Stadion vom 25. September. Um ein Aufeinandertreffen Hamburger und Bremer Fans zu vermeiden, wurden die Gäste nach Abpfiff im Stadion festgehalten. Unter den HSV-lern kam es zu Panik und Gedränge, 24 Fans und Polizisten wurden verletzt, ein 44-jähriger Hamburger lebensgefährlich.

„Die zunehmende Einschränkung unserer Bewegungsfreiheit und das Erzwingen gemeinsamer Bustransfers“ sowie die ständige Begleitung durch die Polizei empfänden die Fans „häufig als Schikane“, heißt es in dem Schreiben. Auch Mäurers Pläne, den Tennisclub zugunsten eines abgeschotteten Gäste-Bereichs umzusiedeln, lehnt das Fan-Projekt ab. Es weist darauf hin, dass sich die Gewalt-Problematik im Vergleich zur „Hochzeit der Hooligan-Kultur“ in den 1990er Jahren entspannt habe.

Für Unmut sorgt beim Fan-Projekt auch Mäurers Äußerung zu den so genannten Ultras. „Diese gewaltbereite Gruppe verhält sich sehr abgeschottet und zeigt wenig Bereitschaft zur Kommunikation. Sie beteiligt sich nicht an Fan-Projekten“, hatte der Senator erklärt.

Auf Anfrage ergänzte die Innenbehörde, Mäurers Äußerung sei auf die bundesweite, nicht nur auf die Bremer Ultraszene gemünzt gewesen. Doch auch die Bremer würde wegen „Straftaten und anderer Störungen“ als „Risikofans“oder „B-Fans (gewaltgeneigt)“ bezeichnet. Bundesweit werde gar eine Einstufung der Ultras als „C-Fans (gewaltbereit)“ diskutiert. Zudem sei der Einfluss des Bremer Fanprojektes „auch nach Aussagen der eigenen Mitarbeiter auf gewaltbereite Ultras äußerst gering.“

Das Fan-Projekt hält dagegen: Die Ultras seien „nicht pauschal gewaltbereit“, zudem arbeite man „seit Jahren mit den Bremer Ultras intensiv zu den Themen Rechtsextremismus und Gewalt zusammen“. Dafür seien die Ultras mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet worden. CJA