: Thailands Generäle festigen ihre Macht
MILITÄRPUTSCH Die neuen Machthaber greifen hart durch. Es häufen sich Berichte über Verhaftungen, es gibt aber auch Proteste gegen das Militär, das die bisherige Demokratie für Probleme verantwortlich macht
AUS BANGKOK NICOLA GLASS
Wieder haben sich Putschgegner in Bangkoks Innenstadt versammelt. Ihre Menge schwillt am Sonntagnachmittag auf etwa 1.000 Teilnehmer an. Ähnlich wie in den vergangenen Tagen ist die Stimmung auch diesmal aufgeheizt. Die Demonstranten, die dem Versammlungsverbot trotzen, zeigten gegenüber den in der Stadt stationierten Soldaten deutlich, was sie von Thailands Junta halten: „Raus mit dir, Prayuth“, steht auf Schildern, die das Konterfei des Armeechefs und selbst ernannten Interimspremiers Prayuth Chan-ocha zeigen. Eine weitere Gruppe trägt ein fünf Meter langes Transparent: „Wir lecken nicht die Stiefel der Diktatur.“
Innerhalb von Tagen sei Thailand abgeglitten in die dunkelsten Zeiten seiner jüngeren Geschichte, schimpfen nicht nur die, welche die Militärherrschaft in den 1970er Jahren miterlebt haben. Die wachsenden Proteste gegen den Putsch gehen einher mit zunehmenden Verhaftungswellen, Razzien und Medienzensur. Im Visier der Machthaber stehen insbesondere prominente Kritiker des Putsches sowie Akademiker und Aktivisten, die sich für die wegen Majestätsbeleidigung Inhaftierten im Land einsetzen. Der Militärrat, der sich „Rat für nationalen Frieden und die Aufrechterhaltung der Ordnung“ nennt, droht jedem mit Haft, der nicht zum Rapport erschient.
Doch es gibt Berichte, wonach selbst diejenigen festgenommen werden, die ihrer Vorladung der Militärs nachgekommen waren. So äußert sich der Club der Auslandskorrespondenten in Bangkok „tief besorgt“ darüber, dass der prominente Journalist Pravit Rojanaphruk festgenommen wurde. Pravit, einer der prononciertesten Kritiker des Putsches, hatte an die Adresse der Junta gesagt: „Ihr könnt mich einsperren, aber niemals mein Gewissen.“
Zudem wurde berichtet, dass das Haus von Sukunya, der Ehefrau des wegen Majestätsbeleidigung zu zehn Jahren verurteilten Gewerkschafters Somyot Prueksakasemsuk, durchsucht und Sukunya und ihr Sohn abgeführt wurden. Sowohl Sukunya als auch Pravit hat die taz wiederholt interviewt.
Angesichts massiver Kritik auch aus dem Ausland sucht die Junta den Putsch zu rechtfertigen, indem sie erklärt, die Demokratie habe dem Land tödliche Verluste gebracht. Damit spielt die Militärführung auf die seit Jahren andauernden politischen Rivalitäten zwischen erbitterten Gegnern und loyalen Unterstützern des 2006 vom Militär gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra an. Hinweise, wie lange die Armee an der Macht zu bleiben gedenkt, gibt es keine.