: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Seit heute ist es geschafft: der kürzeste Tag 2010 ist Geschichte. Dennoch bleibt genug Zeit, bei Tageslicht in die László Moholy-Nagy-Ausstellung zu schlüpfen und ein bis zwei Stunden später im Dunklen wieder dem eigenen Alltag zu begegnen. „Kunst des Lichts“ zeigt nahezu von allem etwas, mit dem Moholy-Nagy sich künstlerisch beschäftigt hat: Malerei, Collagen, Grafiken, Plastiken und Fotoexperimente sowie Wahrnehmungsstrategien, gesellschaftliche Phänomene oder emanzipatorische Aspekte. Vor allem die gegenständlichen Fotografien und die selten gezeigten Filme wie „Marseille Vieux Port“ (1929) oder „Berliner Stilleben“ (1931) machen diese Ausstellung absolut sehenswert. Bereits zu Anfang des Parcours im Martin-Gropius-Bau beeindrucken die Schwarzweißfotos, die aus heutiger Perspektive zunächst zum Schweifen einladen. Doch an irgendeinem Punkt schafft es Moholy-Nagy immer noch bei den BetrachterInnen anzuecken: extreme Perspektiven, unkonventionelle Ausschnitte – wie schön, dass reichlich Sitzgelegenheiten (wenn auch keine von ihm designten) zur Verfügung stehen. Bei den Filmen überraschen schnelle Schnitte und die Genauigkeit bei den Alltagsbeobachtungen. Etwas plump wirkt aber der durch Klischees geladene Film „Großstadtzigeuner“ (1932) – Pack schlägt sich, Pack verträgt sich … und feiert bis zum Umfallen. Wobei das in Anbetracht der kommenden Feiertage nicht die schlechteste Botschaft ist.
Diego Castro hingegen gewinnt diese Jahr den nicht ausgeschriebenen, öffentlichen Wettbewerb für zeitgenössischen Krippenbau. „Onkel Diegos Hütte“, zu sehen im Fensterrahmen der Galerie Gitte Bohr, steht unter keinem geringeren Stern als dem der Deutschen Bank. Kolonialistisches Erbe versprühend, ziert den informellen Bau der altdeutsche Schriftzug „Deutsche Guggenheim“. Ein Frohes Fest!
■ László Moholy-Nagy – Kunst des Lichts; bis 16 Januar, Mi–Mo 10–20 Uhr, Martin-Gropius-Bau, Niederkirchner Str. 7
■ Rahmen-Shop; bis 22. Januar (nicht 24. 12.–5. 1.), Do–Fr, 13–18 Uhr, Gitte Bohr – Galerie für Kunst und politisches Denken, Schillerpromenade 7