: Invalidenstraße: Autos bevorzugt
JUSTIZ Verbindung zum Hauptbahnhof wird ab März 2011 ausgebaut. Anwohnereinspruch abgewiesen
Der Ausbau der Invalidenstraße ist beschlossene Sache. Am Mittwoch bestätigte das Verwaltungsgericht den Planfeststellungsbeschluss des Senats vom Januar 2010. Dem vierspurigen Ausbau zur Hauptverkehrsstraße steht demnach nichts mehr im Wege. „Im März 2011 werden die ersten Bauarbeiten beginnen“, sagte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Petra Rohland, der taz. Auch durch ein Revisionsverfahren lasse sich der Baubeginn nicht mehr verzögern, so Rohland weiter.
Schon seit 2004 versucht das Land Berlin den Abschnitt zwischen Nord- und Hauptbahnhof an den „kleinen Innenstadtring“ anzuschließen. Ursprünglich sollte die Verbindungsstraße schon zur Eröffnung des Hauptbahnhofs 2006 fertiggestellt sein. Anwohner protestieren zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegen die Pläne. Der vierspurige Ausbau der Invalidenstraße würde auf Dauer zu „unerträglichen Belastungen durch Lärm und Abgase“ führen, so der Anwalt der Gegner, Karsten Sommer. Außerdem bleibe die Straßenbahn bis zur Chausseestraße, dem Nadelöhr der Strecke, weiterhin Teil des fließenden Verkehrs.
Der BUND hatte eine Alternative vorgeschlagen, bei der die Straße dreispurig für Autos und mit einer separaten Straßenbahnspur ausgebaut werden sollte. Das Verwaltungsgericht lehnte diese Alternative ab und beurteilte die Lösung des Senats als „vernünftigste“. Die erhöhte Lärmbelastung solle durch lärmmindernden Asphalt und ein nächtliches Tempo-30-Limit verringert werden. Einem Anstieg der Feinstaubbelastung könne man mit einem Lkw-Verbot begegnen.
BUND-Sprecherin Carmen Schultze nannte das Urteil „widersinnig“. „Einerseits soll ein erhöhtes Verkehrsaufkommen bewältigt werden, andererseits dürfen die Autos nur Tempo 30 fahren, und Lkws schließt man von vornherein aus.“ Der BUND wird nun prüfen, ob er Revision beantragt. CHRISTOPH BERGER