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Archiv-Artikel

Integer und kompetent

Frauenbewegte sind rundum begeistert: Eine „erstklassige Wahl“ als Chefin der neuen UN-Frauenorganisation sei Michelle Bachelet, eine „fähige und integere Führungspersönlichkeit“, die in der Lage sei, „die Ressourcen zu mobilisieren, die notwendig sind, um UN Women zum Erfolg zu machen“. So schwärmt Charlotte Bunch vom internationalen Frauen-Netzwerk Gender Equality. Am 1. Januar 2011 wird Bachelet ihre Arbeit aufnehmen. In UN Women gehen die vier Einrichtungen auf, die sich im Rahmen der Vereinten Nationen bislang mit Frauenförderung und Gleichstellung beschäftigen.

Als polyglotte Frau aus dem globalen Süden, ehemalige Ministerin und Präsidentin sowie ausgebildete Ärztin bringe Bachelet alle Voraussetzungen mit, um ihren neuen Job zu meistern. Die Biografie der 59-Jährigen bestätigt dies.

Die junge Medizinstudentin war eine Parteifreundin des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, ihr Vater ein loyaler Luftwaffengeneral. Nach dessen Tod in den Kerkern der Pinochet-Diktatur wurden auch sie selbst und ihre Mutter festgenommen und drangsaliert.

Es folgte das Exil in der DDR. Michelle Bachelet studierte Deutsch in Leipzig und Medizin in Berlin. Sie heiratete, brachte das erste ihrer drei Kinder zur Welt und kehrte 1979 nach Chile zurück, wo sie Kinderärztin wurde. 1995 stieg sie in die Parteiführung der Sozialisten auf, 2000 wurde sie Gesundheitsministerin. Immer schon wies Bachelet gerne auf die weibliche Perspektive in der Politik hin: Frauen seien praktischer und lebensnäher. „Ich bin Frau, Sozialistin, Opfer der Diktatur, religionslos und lebe getrennt“, sagte sie bei ihrem Amtsantritt als Verteidigungsministerin Anfang 2002 vor misstrauischen Generälen, „aber wir werden gut zusammenarbeiten.“ Als Präsidentin stärkte sie Frauenrechte, sie führte Kindergärten für berufstätige Mütter und die Sozialversicherung für Hausfrauen ein.

„Wir brauchen eine Politik, die den Frauen Rechte gibt“, lautet ihr Credo, der Staat müsse den Frauen Wahlmöglichkeiten bieten. Ihre Devise lautet Dialog und Offenheit: „Das Geheimnis, um voranzukommen, ist eine Beziehung des gegenseitigen Respekts.“ GERHARD DILGER