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ESTHER SLEVOGT
Siegfried Müller war ein deutscher Söldner, der folterte und mordete, und das alles auch noch wahnsinnig komisch fand. Zumindest hat das so der Defa-Dokumentarfilm „Der lachende Mann“ von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann aus dem Jahr 1966 überliefert. Sozialisiert in Nazideutschland, konnte der 1920 geborene Müller seine mörderischen Neigungen ab 1945 aus bekannten Gründen nicht mehr unter deutscher Flagge ausleben, weshalb er 1961 endgültig das Land verließ und den afrikanischen Kontinent zur neuen Wirkungsstätte erwählte. Vorzugsweise Kongo, wo Müller in den 1960er Jahren dann (unter britischem Kommando) an der Niederschlagung des Simba-Aufstandes beteiligt war. Das brachte ihm den hübschen Beinamen „Kongo Müller“ ein. Genauso ist auch ein Theaterabend überschrieben, der ab 29. 5. im Theaterdiscounter zu sehen ist. Die Inszenierung von Jan-Christoph Gockel macht sich anhand dieser Figur auf die Suche nach dem deutschen Wesen, welches ja einmal deutlich mörderischer drauf war als unsereins heutzutage. Auch wenn man offenbar dem Frieden niemals so ganz trauen mag und jeder Kriegseinsatz unter UNO-Kommando das schlafende Monster wecken wieder könnte – zumindest die Erinnerung daran. (Theaterdiscounter: „Kongo Müller“, 29., 30. & 31. 5., 20 Uhr)
Bernhard Wickis legendärer Antikriegsfilm „Die Brücke“ über eine Gruppe Teenager, die 1945 in den letzten Kriegstagen noch von der Wehrmacht bei der sinnlosen Verteidigung einer Brücke verheizt werden, machte 1959 den damals 15-jährigen Schauspieler Volker Lechtenbrink zum Star. Ab 1. 6. ist Lechtenbrink im Theater am Kurfürstendamm in gänzlich anderer Mission nach langer Zeit einmal wieder zu sehen: und zwar in Daniel Kehlmanns broadwayhafter Literaturbetriebssatire „Der Mentor“, in der Lechtenbrink einen gealterten Literaturstar spielt, dessen Ruhm auf einem einzigen Stück basiert. (Theater und Komödie am Kurfürstendamm: „Der Mentor“, Premiere 1. 6., 18 Uhr)
Weil der Mensch sich immer mal wieder als ziemliche Enttäuschung erweist, hat Dietmar Dath über „Die Abschaffung der Arten“ sinniert, des Menschen inklusive. Im Jahr 2508 ist es dann so weit: Die Menschen sind nicht mehr herrschende Spezies, sondern tiergestaltige Gente. Aber auch deren Herrschaft ist nur kurz. Wer es genauer wissen will, kann entweder Daths gleichnamigen Roman lesen. Oder ins Theater an der Parkaue gehen, wo Claudia Bauer die Science-Fiction-Geschichte mit Menschen und Puppen als bildmächtiges Theaterspektakel auf die Bühne bringt. (Theater an der Parkaue: „Die Abschaffung der Arten“, ab 3. 6., 20 Uhr)