: Grün in Berlin
Rohkost-Smoothies, Öko-Bikes und ein buntes Bühnenprogramm: Das Umweltfestival am Brandenburger Tor ist zugleich das Ziel der Fahrrad-Sternfahrt
Sonntag, 1. Juni
■ Umweltfestival
Musikalische Eröffnung des Umweltfestivals mit Raw Acoustic, 11 Uhr, Hauptbühne am Brandenburger Tor. Abschlussrede mit Nathalie Schulz von der Grünen Liga ab 18.25 Uhr auf der kleinen Bühne am sowjetischen Ehrenmal.
Vollständiges Programm unter:
■ Fahrrad-Sternfahrt
Insgesamt 19 Routen können Radfahrer bei der Sternfahrt nehmen – auch eine Kinderroute ist dabei. Die startet um 12.30 Uhr an der Jannowitzbrücke. Alle Start- und Treffpunkte der Fahrradsternfahrt gibt’s auf der Seite des ADFC:
Kiwis im Dezember. Plastikbesteck beim Grillen im Park. Und alle zwei Jahre ein neues Handy. Auch wenn Bio-Siegel und Carsharing für viele längst zum Alltag gehören, ist durchaus noch Luft nach oben, wenn es um einen bewussten Umgang mit der Umwelt geht. Deshalb stehen am Sonntag nachhaltige Entwicklung und Naturschutz in Berlin wieder ganz im Mittelpunkt.
Auf dem 19. Umweltfestival präsentieren über 200 „grüne“ Initiativen und Unternehmen ihre Produkte auf der Straße des 17. Juni. „Umweltschutz bedeutet ja nicht immer Verzicht“, erklärt Anke Ortmann, Sprecherin der Grünen Liga Berlin, die das Fest veranstaltet. „Man kann auch gut leben und gleichzeitig auf Ressourceneffizienz achten.“
Das wollen die Aussteller den erwarteten 120.000 Besuchern des Festivals beweisen. Die Promi-Köchin Sarah Wiener wird für eine Öko-Kochshow auf der Bühne vor dem Brandenburger Tor erwartet, Reiseunternehmen informieren über nachhaltigen Tourismus und auch die türkischsprachige Umweltbewegung in Deutschland wird in einer Live-Talkshow von ihren Ideen und Projekten berichten.
Gezielt wollen die Veranstalter auch Kinder für ein ressourcenschonendes Leben begeistern. Das Galli-Theater aus Berlin-Mitte bringt ein Stück zum Thema Müll auf die Bühne. Bei der Sarah-Wiener-Stiftung gibt’s Spiele und Experimente rund um Ernährung, und am Stand der Grünen Liga können die Kinder ihr Umweltwissen bei einem Quiz prüfen und ausbauen. Außerdem prämiert die Grüne Liga Fotoarbeiten innerhalb eines Jugend-Fotowettbewerbs. Als Bands für die älteren Generationen sind unter anderem das Gitarrenduo Raw Acoustic und die Gypsy-Swing-Balkan-Gruppe Nova fliegt zum Mond gebucht, die vielen Berlinern von sonnigen Sonntagen im Mauerpark bekannt sein dürfte.
Wie schon im vergangenen Jahr werden verschiedene Initiativen um den „Großen Preis des Umweltfestivals“ konkurrieren. Ökologisch und fair müssen ihre Produkte sein und vor allem eine Vorbildfunktion für den Alltag haben. Nominiert ist eine Anti-Obsoleszenz-Initiative, die der eingeplanten kurzen Lebensdauer etwa von Elektrogeräten den Kampf angesagt hat. Ob sie sich gegen den Onlinehändler für Rohkost-Smoothies durchsetzen kann? Oder gegen die von Fahrradkurieren entwickelte Smartphone-App für Radler, die automatisch die schnellste Route durch die Stadt ohne Kopfsteinpflaster und Hauptverkehrsstraßen berechnet?
Ins Leben gerufen wurde das Umweltfestival vor 19 Jahren anlässlich des UN-Klimagipfels in Berlin. Die Grüne Liga veranstaltete damals begleitend zum Gipfel das Klimaforum ’95 und im Rahmen dessen auch die teilnehmerstärkste Fahrrad-Sternfahrt der Welt. Seither organisiert die Grüne Liga jedes Jahr die nach eigenen Angaben größte Öko-Flaniermeile in Europa. Und wie schon 1995 findet auch in diesem Jahr zeitgleich eine Fahrradsternfahrt statt. „Radsicherheit für Berlin: Freie Radspuren!“, fordert der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), der die Fahrt organisiert.
„Mit dem diesjährigen Motto demonstrieren wir dafür, dass die Sicherheit für Radfahrende verbessert wird“, erklären die Veranstalter. Zwar wachse der Anteil der Radfahrer im Stadtverkehr stetig, die Entwicklung der für all diese Menschen nutzbaren Fahrradinfrastruktur aber hinke hinterher.
Wo es losgeht? Die Bahnhöfe Königs Wusterhausen, Werder, Nauen und Eberswalde sind nur einige der vielen Startpunkte, und auch im Innenstadtbereich, etwa am U-Bahnhof Turmstraße oder am Kottbusser Tor, kann man noch dazustoßen.
Wem die Strecke in die Stadt hinein zu kurz ist, der kann auch schon am Vorabend losfahren. Die „Nachttour“ beginnt um 22.30 am Bahnhof in Stettin, kurz hinter der Grenze zu Polen – bis nach Berlin sind es rund 120 Kilometer. Am Sonntag um 14 Uhr treffen sich dann alle am Großen Stern beim Umweltfestival.
Apropos Radfahren: Klimafreundliche Mobilität zählt zu den großen Themen des Festivals. Auf einem „Boulevard der Mobilität“ werden neuartige Fortbewegungsmittel vorgestellt – die Bandbreite reicht von Elektrobikes über Liegeräder bis hin zu Fahrzeugen mit alternativen Antrieben. Und da die Großveranstaltung komplett abfallfrei sein soll, wird die Fahrradtransport-Genossenschaft Velogista das Mehrweggeschirr der Besucher mit Elektro-Lastenrädern zwischen den Ständen und einem Spülmobil der BSR hin- und herfahren – lautlos und vor allem natürlich emissionsarm.
JANNIS HAGMANN