Zornibold im Kindergarten

Mit „Papilio“-Koboldfiguren sollen Kinder lernen, ihre Gefühle auszudrücken. Das in Bayern bereits erprobte Konzept hilft, im späteren Leben Sucht und Gewalt vorzubeugen

In Hamburgs Kindergärten soll ab dem kommenden Frühjahr ein neues Präventionsprogramm namens „Papilio“ starten. Indem Kinder früh lernen, ihre Gefühle auszudrücken, soll späterer Sucht und Gewalt vorgebeugt werden. „Kinder müssen früh lernen, dass sie auch mal nein sagen müssen“, erklärt Familiensenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU), die prompt die Schirmherrschaft übernahm.

Wichtige Akteure des Programms sind die Koboldfiguren „Zornibold“, „Heulibold“, „Bibberbold“ und „Freudibold“. Sie stehen für Zorn, Traurigkeit, Angst und Freude. Jeweils eine Woche lang soll im Kindergarten ein Kobold im Mittelpunkt stehen.

Es geht dabei jeweils darum zu erfahren, „wie fühlt sich das an, wie hört sich das an, wie sieht das aus,“ erklärt Heidrun Mayer, die das Papilio-Projekt am beta-Institut für angewandtes Gesundheitsmanagment in Augsburg entwickelt hat. Die Kinder lernten dann, „über die Kobolde zu kommunizieren“. Dies stärke ihre soziale und emotionale Kompetenz.

Die Wirksamkeit des Programms sei durch eine Studie mit 700 Kindern, 1.200 Eltern und 100 ErzieherInnen wissenschaftlich erwiesen, berichtet Mayer: „Gerade bei Kindern in Problemstadtteilen hat sich das Verhalten verändert.“

Ab Januar 2007 werden in Hamburg vier Jahre lang rund 400 ErzieherInnen mit dem Papilio-Programm vertraut gemacht. „Ab Frühjahr werden die Kobolde dann in Bildern, Film- und Tonmaterial in einige Hamburger Kindergärten eingeführt“, berichtet Christian Bölckow, Geschäftsführer der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen, die die Koordination für Papilio übernommen hat. Die Eltern würden über die ErzieherInnen in das Präventionsprojekt miteinbezogen. Das Papilio-Projekt koste für die geplanten vier Jahre rund 320.000 Euro und wird von der Barmer Ersatzkasse und Lotto Hamburg gespendet.

In Bayern wurde Papilio bereits 2002 im Rahmen besagter Studie eingeführt. Auch Kinder in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sollen in absehbarer Zeit die Kobolde kennen lernen. NILS NABER

Info: www.papilio.de