: In der Disco gehen die Lichter aus
Das Stadtamt entzieht dem Betreiber des „Stubu“ wegen Unzuverlässigkeit die Konzession. Rainer Büsing hält die Vorwürfe gegen ihn für „erfunden“ und will sich mit rechtlichen Mitteln wehren
von Jan Zier
Die Drohung steht schon länger im Raum, seit Montagabend ist es amtlich: Das Stadtamt hat dem Betreiber der Discothek „Stubu“, Rainer Büsing, mit sofortiger Wirkung die 1994 erteilte Konzession entzogen. Büsing – der davon nach eigenen Angaben erst aus der Zeitung erfahren hat – will nun „mit allen rechtlichen Mitteln“ verhindern, dass schon am kommenden Montag die Lichter ausgehen.
Das Stadtamt begründet seine Eile dabei mit dem „überwiegenden öffentlichen Interesse“. Der 61-Jährige, der das „Stubu“ schon seit 30 Jahren betreibt, sieht sich indes als Opfer einer Verleumdungskampagne: „Die wollen mir den Laden kaputt machen.“ Die Liste der Vorwürfe gegen Büsing ist lang: Eine 12-seitige Verfügung listet Verstöße gegen die Jugendschutzbestimmungen auf, unzulässig hohe Belegungszahlen, Missachtung der Brandschutzbestimmungen, unzuverlässige Türsteher. „Wir sehen für die Zukunft keine zuverlässige Betriebsführung mehr gewährleistet“, schreibt der Leiter des Stadtamtes, Hans-Jörg Wilkens. Verwiesen wird „insbesondere“ auf eine „Vielzahl strafrechtlich relevanter Verstöße“ der Stubu-Türsteher. Zugleich richtet sich der Entzug der Konzession nicht gegen die Discothek als solche – sondern gegen Büsing ganz persönlich. Ein neuer, zuverlässiger Betreiber könne eine Zulassung bekommen, so das Stadtamt.
Für Büsing wiederum sind alle Vorwürfe „erfunden“. Er habe „alles Erforderliche“ getan, um die Auflagen des Stadtamtes zu erfüllen, sagte er gestern der versammelten Presse. Fünf der vom Stadtamt monierten Türsteher habe er entlassen, dafür fünf neue eingestellt. Welche Nationalität diese haben, vermag Büsing auch auf mehrfache Nachfrage nicht zu sagen. Er habe jedoch von allen 15 TürsteherInnen polizeiliche Führungszeugnisse eingeholt – „und die waren samt und sonders sauber“.
Die Entscheidung des Stadtamtes stützt sich nicht zuletzt auf eine Razzia, bei der Ende August rund 500 Polizeibeamten gut 1.500 DiscobesucherInnen filzten. Gefunden wurden ein paar Päckchen mit jeweils unter einem Gramm Kokain und Cannabis, dazu 115 Jugendliche unter 18 Jahren – und die hätten bis Mitternacht raus sein müssen. Zudem hielten sich in den Kellerräumen mehr Personen auf als nach den Bauvorschriften zulässig. Zumindest den letzten Vorwurf muss Büsing einräumen: „Das ist nicht immer einzuhalten.“
Davon, dass das Stubu vornehmlich von Jugendlichen besucht wird, will Büsing indes nichts wissen. Seit kurzem werde nur noch eingelassen, wer über 18 sei. „Grundsätzlich“ gebe es eine Ausweiskontrolle, oftmals würden die Papiere sogar hinterlegt. „Wir wollen im Wesentlichen älteres Publikum ansprechen“, sagt Büsing.
Doch während für den Discothekenbesitzer „alles seine Ordnung“ hat, wirft ihm das Stadtamt vor, seinen Laden nicht im Griff zu haben. Büsing, so der Stadtamtsleiter, habe trotz „langwieriger Verhandlungen“ nicht „wirksam und überzeugend“ auf die Vorwürfe reagiert.
Für Büsing ist das Verfahren gegen ihn keineswegs neu. 1985 war ihm die Konzession für das alte Stubu an der Ostendorpstraße schon einmal entzogen worden – „wegen angeblicher Unzuverlässigkeit“, wie er sagt. Später bekam er sie jedoch wieder zurück. Und auch diesmal ist er wieder „sehr zuversichtlich“. Doch inzwischen denkt er zumindest darüber nach, sich aus der Gastronomie und in den Ruhestand zu verabschieden. So lange das Stubu auf der Discomeile erhalten bleibe – vor allem aber seine rund 140 Jobs.