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Archiv-Artikel

hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Dass es sich bei den Rolling Stones um eine weiterhin sehr beliebte Rock-’n’-Roll-Kapelle handelt, kann man auch mit Zahlen messen. Mit einer Acht beispielsweise. Acht Minuten dauerte es, bis alle Karten für das Rolling-Stones-Konzert am Dienstag in der Waldbühne verkauft waren, und weil es sich dabei um immerhin 20.000 Tickets handelte, ist „dauern“ mit seinem eher längeren Atem möglicherweise das falsche Wort. Vielleicht sollte man besser sagen, dass es präzise acht Minuten kurzte, bis die Karten weg waren. Dauern, das tun die Rolling Stones. Wobei es schon sein könnte, dass es sich bei ihrem Gastspiel in der Waldbühne um eine Letztmaligkeit handelt, schließlich sind alle Mitglieder der Band in einem recht nachgereiften Alter. Sicher aber darf man sich sein, dass es diesmal keine so kulturpolitischen Verwerfungen mehr geben wird wie noch beim ersten Auftritt der Rolling Stones dort, am 15. September 1965, als die Waldbühne von Besuchern, enttäuscht über das arg kurze Konzert, zerlegt wurde. Was man auch in der DDR mitbekommen hatte, wo man dann gleich mal vorsorglich auf Repression setzte und für ein paar Jahre Schluss machte mit dem „Yeah, Yeah, Yeah“. Genutzt hat das letztlich nichts. Die DDR gibt es schon lange nicht mehr. Der Beat aber (und mit ihm die Rolling Stones) goes on.

Rolling-Stones-nah ist man beim Brian Jonestown Massacre bereits mit dem Namen, mit der Verbeugung vor dem Stones-Mitbegründer Brian Jones (der Namensrest verweist auf den berüchtigten Massenselbstmord 1978 der „Peoples Temple“-Sekte in Jonestown), und wenn man sich ein wenig anstrengt, kann man bei den bereits seit Ende der Achtziger praktizierenden Psychedelic-Rockern durchaus die Stones zu ihrer „Their Satanic Majesties Request“-Phase hören. Am Sonntag spielt die Band im Postbahnhof (Straße der Pariser Kommune 8, 20 Uhr, VVK: 16 €).

Ein noch kruderer Packen Psychedelic. Mit Punk-Schreihalsigkeit, Krach-Expertise und der Lust, sich krachend gegen eine Wand zu werfen. Die Kellerrock-Ausgabe vom „Psycho Killer“. Chrome. Darauf einigte man sich in Kennerkreisen mit dem Album „Half Machine Lip Moves“ 1979, und das kann auch heute funktionieren, mit Chrome am Sonntag im C-Club (Columbiadamm 9–11, 20.30 Uhr, VVK: 16 €).

Und noch eine wirkliche Grenzerfahrung: der unglaublich krautige Rock der Paradise Bangkok Molam International Band. Sorgte vergangenes Jahr im Haus der Kulturen der Welt dafür, dass einem der Kopf wegflog. Am Montag psychedelisiert die Band im Monarch (Skalitzer Str. 134, 21.30 Uhr).

Am Dienstag spielen die Rolling Stones. Show some respect: Also daheim mal wieder „Beggars Banquet“ hören.