: Hauptsache anders
Die LeserInnen der taz nrw wollen mitreden: Sie beantworteten fleißig dutzende Fragen zu Ihrem Extrablatt aus NRW. Witzig soll es sein, die Landespolitik und Bildung beleuchten und die Regionen nicht vergessen. Denn das Gesamtpaket ist der Clou
Gespannt wie vor einer Bescherung hat die Redaktion auf die Ergebnisse der LeserInnnen-Befragung gewartet. Seit drei Jahren versuchen die RedakteurInnen schließlich, ihren Leserinnen und Lesern täglich das Interessanteste des Landes zu bieten. Jeden morgen ringen wir in der Konferenz um Themen, sichten zahlreiche Zeitungen, Nachrichtensendungen und Flugblätter, hören uns am Telefon Geschichten an, lesen E-Mails und Leserbriefe. Aber was ist das Beste? Was interessiert nicht nur uns, die medienverschlingenden Journalisten, sondern auch die 17.500 taz-KäuferInnen und ihre zahlreichen Mitlesenden? Bernd Blöbaum, Kommunikationswissenschaftler aus Münster, brachte endlich Licht in die einseitige Kommunikation zwischen Schreibenden und Lesenden. Viele von Ihnen wissen das schon – etwa 700 von Ihnen wurden angeschrieben, 266 beantworteten den mit zehn Seiten doch sehr ausführlichen Fragebogen. Ein immens hoher Rücklauf – was für Ihre starke Bindung an die taz spricht.
Zunächst einmal wurden Sie durchleuchtet. Was machen sie noch, außer taz zu lesen? Sie verdienen gut, wählen mehrheitlich Grün, auch oft Linkspartei, weniger die SPD. CDU und FDP-Freunde sind Sie fast nie. Das Dorfleben mögen Sie weniger, fast 50 Prozent von Ihnen lebt in Städten mit mehr als 250.000 EinwohnerInnen. Und, wie alle ZeitungsnutzerInnen, sind Sie meist schon älter als 30 und werden gut bezahlt. Meistens in der Bildungsbranche oder dem Gesundheitswesen, aber auch in technisches Berufen. Und, dieses hohe Interesse hat die taz allen anderen Zeitungen voraus: 45 Prozent von ihnen sind weiblich. Und alle lesen die taz mindestens eine halbe Stunde am Tag – schließlich ziehen Sie die Zeitung meistens länger als sechs Jahre aus Ihrem Briefkasten. Fast drei Viertel lebt in der Familie oder mit dem Partner – deshalb ist die Familienpolitik auch ein gewichtiges Thema für Sie.
Aber welche Themen sind es noch? Keines. Oder, besser gesagt: Nicht das Thema ist das Allerwichtigste, sondern die besondere Aufbereitung, das tazzige eben. Eine andere Zeitung, eine, die überrascht, pikiert. Die konzernunabhängig ist, nicht die gleiche Soße liefert, den Einheitsbrei. Und natürlich wollen Sie auch wissen, was im Land passiert. Dafür sind die täglichen vier Extra-Seiten schließlich da. Und deshalb steht auch ganz oben auf Ihrer Wunschliste: Die Landespolitik. Sie wollen wissen, was Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und seine gelben Partner wieder verbrechen, wie grün die Grünen in NRW noch sind, was die GenossInnen nach ihrem Absturz so treiben. Und das am liebsten auf der Titelseite, denn die lesen Sie täglich. Noch drei Favoriten von Ihnen: Berichte über Umwelt und Ökologie, Demokratie und Bürgerrechte, und natürlich, wir erwähnten es schon, über Bildung und Schulpolitik. Auch Kultur ist 70 Prozent von Ihnen wichtig, ebenso wie Wirtschaftsnachrichten und Berichte aus dem Ruhrgebiet, über Frauenpolitik. Übrigens haben Sie auch gerne Nachschlag: Die vier Sonderseiten lesen Sie mit großem Interesse, vor allem wenn sie sich um „fairen Handel“ oder „Beruf und Qualifikation“ drehen. „Mode“ überlassen Sie lieber Fachmagazinen wie der Bunten.
Natürlich durften Sie auch nicht nur Kästchen ankreuzen, sondern Ihrem Lob und Ihrer Kritik freien Lauf lassen. Solide und fundierte Aufmacher, befanden Sie – aber ein bisschen mehr Dörfliches könnte es schon sein. Ein Anderer (oder eine!) liest vor allem den montäglichen Sportteil, ein dritter will weniger Hartz, mehr grüne Berichte. Und viele wollen die taz noch näher, in ihrer Stadt, im Münsterland, in Köln, eine „Sonderseite Bonn“. Eine gute zwei geben Sie der taz insgesamt, dem NRW-Teil immerhin eine zwei, drei – wir arbeiten dran. Doch wollen Sie die bislang produzierten 900 Zeitungen nicht missen. Sie gehört zu Ihrer täglichen Bescherung: 87 Prozent gefällt die Kombination aus Regionalteil und überregionale taz sehr gut. Die Redaktion, wenn sie gefragt würde, fände dies auch – zu 100 Prozent.
Fotohinweis: ANNIKA JOERES (28) ist stellvertretende Redaktionsleiterin der taz NRW. Sie liest am liebsten Kommentare