: Genossen legen Gaspreis offen
Bremer Energiehaus-Genossenschaft nennt „vorläufigen“ Gaspreis: billiger als die swb, aber nicht so billig, wie gedacht. Schuld seien die Netzgebühren, die nicht gesunken, sondern gestiegen seien
von Armin Simon
Es zählt das Prinzip, und das heißt: billiger. „Billiger als die swb“ wolle man Gas anbieten, so lautete das Versprechen der Bremer Energiehaus-Genossenschaft. Gestern kündigte Vorstandssprecher Jürgen Franke Vollzug an: Das Genossenschaftsgas, erhältlich ab dem 1. April 2007, werde bei einem Jahresverbrauch von 30.000 Kilowattstunden einschließlich Zählergebühr mit 6,09 Cent pro Kilowattstunde zu Buche schlagen – 0,09 Cent weniger als man derzeit bei der swb dafür bezahlen müsste. „Wichtig ist: Wir sind billiger“, bekräftigte Mitvorstand Wolfram Kaiser.
Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Gasverbrauch von rund 3.000 Kubikmetern spare damit im Jahr bereits rund 25 Euro, rechnete Franke vor – und dies sei erst der Anfang. Als „sicher“ gilt etwa ein weiterer Preisnachlass des niederländischen Gaslieferanten Nuon von um die 0,1 Cent pro Kilowattstunde, wenn die abgenommene Gasmenge weiter steigt. Bisher haben 650 BremerInnen und 50 BremerhavenerInnen je 100 Euro Genossenschaftseinlage gezahlt. Eine große Mailing-Aktion zum Jahreswechsel soll weitere Genossenschaftsmitglieder werben. In Lilienthal haben binnen einer Woche über 100 GaskundInnen Interesse an einer Versorgung bekundet, in Hannover sind es bereits über 800, weitere 50 in der Region Wedemarkt. Franke rechnet mit 1.000 bis 2.000 KundInnen insgesamt zum Start im April. Ob die Delmenhorster Energie-Genossenschaft, die mit den Bremern beim Einkauf kooperiert, den April-Termin halten kann, ist noch unklar.
Franke räumte ein, dass man vom ursprünglichen Ziel, das Gas zehn Prozent billiger als die swb anzubieten, noch weit entfernt sei. Verantwortlich machte er dafür unter anderem die Durchleitungsgebühren, deren angebliche Senkung „nicht zum Vorteil für uns“ ausgegangen sei. Noch vor einigen Monaten nämlich habe die swb in Verhandlungen mit der Genossenschaft den Standpunkt vertreten, dass die Genossenschaft ein Großverbraucher sei. Der für derlei Kunden gültige Durchleitungstarif lag ausweislich der swb-Homepage bei 0,565 beziehungsweise 0,358 Cent pro Kilowattstunde Gas. Inzwischen, und obwohl die Bundesnetzagentur sie zu einer Kürzung ihrer Durchleitungskosten verdonnert hat, verlangt die swb deutlich mehr, nämlich 0,68527 Cent pro Kilowattstunde. Kaiser kündigte an, deswegen nochmals Rücksprache mit der Bundesnetzagentur zu halten. „Wir halten das Entgelt für noch zu hoch“, sagte er.
Swb-Sprecherin Marlene Odenbach betonte, dass sowohl Bundesnetzagentur als auch Bundeskartellamt das jetzt gültige Preisblatt gebilligt hätten. Dem alten Preismodell hätten „völlig andere Kriterien“ zugrunde gelegen, sagte sie.
Auf einen Preiskampf mit der neuen Konkurrentin will sich die swb offenbar nicht einlassen. Zwar hat sie aufgrund der gesunkenen Ölpreise für Januar bereits Preissenkungen beim Gas in Aussicht gestellt. Auch der Leifervertrag der Genossenschaft mit Nuon nimmt allerdings auf den Öl-Leitpreis Bezug – und wird also ebenfalls sinken. „Wir gehen davon aus, dass der Preis der Energiehaus-Genossenschaft unter unserem liegen wird“, räumt Odenbach ein. Nach den Erfahrungen der Strommarkt-Liberalisierung gehe man aber nicht davon aus, dass sonderlich viele KundInnen wechseln.
Kaiser rührt daher weiter die Werbetrommel: Im Gegensatz zur swb lege die Genossenschaft ihre Kalkulation vollständig offen. Und anfallende Überschüsse werde man in Form einer Rückvergütung wieder an die Mitglieder auszahlen: „Das fließt nicht an einen Konzern.“