: Frank Minder, Gott und die SPD
VOLKSFEST Vor Beginn des 47. Sechs-Tage-Rennens wird heftig darum gerungen, wer das weltgrößte Indoor-Bahnradevent in Zukunft veranstalten darf
Bislang, so Organisator Frank Minder stolz, habe es trotz Tests „nicht einen einzigen Dopingfall“ beim Bremer Sechs-Tage-Rennen gegeben. Was nicht heißt, dass alle seine Fahrer stets sauber waren.
Der belgische Sechstagefahrer Iljo Keisse, einer der Favoriten in diesem Jahr, ist 2008 positiv getestet worden und hatte schon mal sein Karriereende verkündet. Der langjährige Sixdays-Lokalmatador Andreas Kappes wurde 1997 mal als Doper gesperrt. Auch Erik Zabel, zuletzt 2009 in Bremen am Start, hatte zugegeben, früher gedopt zu haben. (taz)
Das 47. Sechs-Tage-Rennen in Bremen hat noch gar nicht angefangen – und schon ist vor allem vom nächsten die Rede. Die Frage ist: Darf Frank Minder, der das weltgrößte Bahnrad-Event, das größte Indoor-Volksfest im Norden jetzt zum 40. Mal organisiert, es noch einmal machen?
Minders Vertrag läuft aus und wurde schon im Sommer neu ausgeschrieben – doch die Entscheidung lässt seit Monaten auf sich warten. Jetzt wollen Wirtschaftsbehörde und Wirtschaftsförderungsgesellschaft ihre Entscheidung am 19. Januar verkünden, genau einen Tag nach Ende des diesjährigen Rennens. Minder, 64, der sich um seine Nachfolge beworben hat, hofft mittlerweile offenbar auf höheren Beistand – und nicht auf solchen aus dem SPD-geführten Ressort: „So Gott will, stehen wir 2012 wieder da.“ Für den Fall, dass Gott nicht will, hat Minder schon mal für sein gesamtes Team den Abschied angedroht. Und gesagt, das man für die Konkurrenz keinesfalls arbeiten werde.
Gegen ihn beworben haben sich unter anderem ein Entsorgungsunternehmen, dass auch Sponsor ist und der ehemalige Bremer Stadthallen-Chef Heinz Seesing, der zusammen mit dem Veranstalter der Berliner Sixdays antritt. Seesing war bis 1994 Minders Kompagnon. Nicht bewerben wollte sich Christian Stoll, Stadionsprecher bei Werder und seit 20 Jahren Kommentator beim Bremer Sechs-Tage-Rennen. Er will das Event anderswo wiederbeleben, Ende 2011 soll es nach fast 30-jähriger Pause erstmals wieder in Hannover stattfinden, später auch in Köln.
Dabei sind in den vergangenen Jahren einige traditionsreiche Sechs-Tage-Rennen in Deutschland eingegangen. Ende des Jahres verabschiedete sich mit dem Team des Bremer Molkerei-Riesen Milram die letzte deutsche Mannschaft aus dem Spitzenradsport, auch die Bahnradfahrer sind in der Krise. Und schon seit Jahren klagt Minder über Sponsorenmangel, jüngst war es eine viertel Million Euro, die ihm nach eigenen Angaben durch die Lappen ging.
Vor zwei Jahren hat er auch schon mal Staatshilfe eingefordert. Minder, ein bulliger, aber jovialer Mann, der ein wenig an Hindenburg erinnert, bekennender Choleriker, „militanter Raucher“, hat sich damit einige Feinde gemacht. Zumal er, wie er sagte, „gut verdient“ hat mit der Veranstaltung. Aber über Details stets schwieg. 1.000 Menschen arbeiten auf den Sixdays, rund 2,5 Millionen Euro ist der Etat schwer, auf acht Millionen Euro schätzte Ökonom Rudolf Hickel mal den Gesamtumsatz der rund 125.000 BesucherInnen. MNZ