Nur einer kam durch

Vier Nordvereine träumten im Sommer vom Zweitliga-Aufstieg. Doch nur Osnabrück wurde den Erwartungen gerecht. Während Lübeck noch Anschluss an die Tabellenspitze hält, stagniert St. Pauli und Kiel muss gar um die Klasse zittern

Claus-Dieter Wollitz sieht man dieser Tage meist gut gelaunt. Ein Blick auf die Tabelle der Regionalliga-Nord verrät den Grund: Mit zwei Punkten Vorsprung geht der von ihm trainierte VfL Osnabrück als Herbstmeister in die Winterpause. Dazu sind die am vergangenen Wochenende spielfreien Osnabrücker als einziger Regionalligist noch im DFB-Pokal vertreten, haben am 19. 12. mit Hertha BSC einen lukrativen Gegner vor der Brust, der die Kassen klingeln lassen wird.

Die gute Ausgangslage haben die Osnabrücker vor allem ihrer Offensivabteilung zu verdanken, die 33-mal – mehr als jedes andere Team – den Ball im gegnerischen Kasten unterbrachte. Mit Menga (zehn Treffer) und dem lange Zeit verletzten Reichenberger (sechs Treffer) besitzen die Niedersachsen das wohl beste Sturmduo der Liga. Während sie sieben ihrer neun Heimpartien gewannen, ist es ihrer Auswärtsschwäche zuzuschreiben, dass sie sich nicht noch weiter von ihren Verfolgern absetzen konnten – nur drei Siege stehen zu Buche.

Doch die Konkurrenz schwächelt. So etwa der VfB Lübeck, der nach zwei Auswärtssiegen zum Saisonabschluss als Tabellensechster zwar noch Anschluss zur Tabellenspitze hält, die eigenen Fans aber mit einem teilweise unansehnlichen Gekicke enttäuschte. Das Team von Bernd Hollerbach wies vor allem in der Vorwärtsbewegung über die gesamte Hinrunde erhebliche Schwächen auf, traf meist nur nach Standards und verfügt mit Dustin Heun (acht Treffer) nur über einen Torjäger mit Regionalligaformat. Ende November stand Hollerbach bereits auf der Kippe, nachdem sein Team dreimal in Folge gegen mittelmäßige Gegner den Kürzeren gezogen hatte, ohne auch nur ein einziges Tor zu erzielen.

Mangelnde Chancenauswertung heißt auch das Hauptproblem des FC St. Pauli, der sich nach enttäuschenden Leistungen im November von Trainer Andreas Bergmann trennte. Den Hamburgern gelang es wie am Freitag beim 1:1 im Saisonfinale gegen den Wuppertaler SV (Tor: Luz) zwar oft, den Gegner zu dominieren, doch die etatmäßigen Stürmer Luz, Scharping und Mazingu brachten es zusammen auf gerade mal acht Treffer.

Schwachpunkt Nummer zwei: Während am Millerntor bislang noch kein Spiel verloren ging, gelang den Hamburgern nur ein einziger Auswärtssieg. Sechs Punkte hinter der Aufstiegszone haben die auf Platz zwölf liegenden Hamburger nur noch eine theoretische Aufstiegschance.

Unklar ist, welcher Trainer die Mannschaft in Zukunft führen soll. Immer wahrscheinlicher wird, dass Sportchef Holger Stanislawski die Mannschaft noch bis zum Sommer trainieren wird, um dann von dem Emdener Coach Marc Fascher ersetzt zu werden, dessen Vertrag bei den Ostfriesen am Saisonende ausläuft. Fascher, der den Abstiegskandidaten Kickers Emden trotz Mini-Etat auf Tabellenplatz sieben führte und am Samstag nach einem 3:2-Heimsieg gegen Dortmund erneut jubeln durfte, verbindet eine enge Freundschaft mit Pauli-Sportchef Stanislawski.

Die enttäuschendste Bilanz aller Nordclubs hat Holstein Kiel aufzuweisen. Vor der Saison als Top-Aufstiegskandidat gehandelt, konnten die Störche mit einem von Pavel Dobry (78.) herausgeschossenen 1:0-Sieg gegen Dynamo Dresden am Samstag zwar Boden gut machen, überwintern aber als Fünfzehnter in der Abstiegszone. Auch der Trainerwechsel – Stefan Böger ersetzte im Oktober Frank Neubarth – zeigt bislang kaum Auswirkungen auf das auswärts noch sieglose Team, für das es nur noch um den Klassenerhalt geht. Der dürfte auch für den Vorletzten SV Wilhelmshaven, dessen Spiel gegen Werder Bremen II am Samstag ausfiel, mit nur 16 Punkten ein hartes Stück Arbeit werden. Marco Carini