: Betr.: Ahmad
Ahmads Mutter Bushra erzählt: Ich war mit Ahmad im sechsten Monat schwanger, als Flugzeuge Bomben über unserem Dorf abwarfen. Dass Ahmad in einem fremden Land zur Welt kam, macht mich sehr traurig. Ich wollte ihn so gerne in der Heimat großziehen. Dann mussten wir für die Geburt hier im Libanon auch noch 200 Dollar bezahlen, das ist die Miete für ein ganzes Jahr im Flüchtlingslager. Ich sage es, wie es ist: Wir haben kein Geld mehr. Wir haben unser Zelt hier auf Kredit gebaut, mussten von Freunden etwas leihen. Und ich mache jeden Tag Schulden, um Ahmads Windeln bezahlen zu können. Solange ich ihn stille, braucht er wenigstens keine zusätzliche Milch. Was soll nur aus ihm und seinen Geschwistern werden? Glücklich macht mich, dass ich Ahmad zur Welt bringen konnte, ohne Bomben hören zu müssen. Den Menschen im Libanon bin ich dankbar, dass sie uns erdulden. Aber wir werden hier nie zu Hause sein. Ich gehe arbeiten, um unsere Schulden abzuzahlen. Die libanesischen Chefs wissen, dass wir jede Arbeit annehmen, und zahlen sehr wenig. Wenn Ahmad älter wird, werde ich ihn zu einem starken Jungen erziehen. Mein größter Wunsch wäre, dass wir nach Syrien zurückkönnen, bevor er ein Jahr alt ist. Dann würde er vielleicht nie erfahren, dass er auf der Flucht geboren wurde. Er könnte ein fröhlicher Junge werden.
■ Ahmad, 20 Tage alt. Seine Familie stammt aus Sfireh und lebt seit sechs Monaten im Flüchtlingslager Kfar Zabad, Libanon