Türkei-Streit entschärft

Kompromiss über EU-Beitritt der Türkei in Sicht. EU setzt Beitrittsverhandlungen mit Ankara teilweise aus

BRÜSSEL rtr ■ Nach langen und harten Verhandlungen hat die Europäische Union (EU) Kurs auf eine Einigung im Streit über die weiteren Beitrittsverhandlungen mit der Türkei genommen. Drei Tage vor dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs einigten sich die Außenminister gestern in Brüssel, 8 von 35 Bereichen der Verhandlungen auf Eis zu legen, wie der niederländische Minister Bernard Bot sagte. Umstritten sei aber, ob der Türkei eine neue Frist gesetzt werden soll, um ihre See- und Flughäfen für Zypern zu öffnen. Spätestens auf dem EU-Gipfel soll eine Lösung gefunden werden.

Die EU-Staaten waren mit großen Differenzen in die Verhandlungen gegangen. Griechenland und Zypern forderten einen härteren Kurs, Großbritannien führt die türkeifreundlichen Länder an. Die Türkei macht die Öffnung der See- und Flughäfen für zyprische Transportmittel weitgehend vom Ende der wirtschaftlichen Isolierung des von ihr besetzten Nordens der Insel abhängig, das die EU in Aussicht gestellt hatte. Die der EU angehörende Regierung des griechischsprachigen Südens lehnt dies jedoch ab.

Der türkische Außenminister Abdullah Gül warnte die Europäische Union davor, von der Türkei Vorleistungen im Streit über Zypern zu verlangen. „Die Türkei zum einseitigen Erfüllen von Bedingungen zu drängen, während andere ihre Verpflichtungen ignorieren, riskiert, den Prozess zum Entgleisen zu bringen“, schrieb er in der Herald Tribune. Die Türkei hatte vorige Woche versucht, mit einem Angebot zur Öffnung eines Hafens und eines Flughafens die Teilaussetzung der Gespräche zu verhindern. Der EU war das Angebot jedoch nicht klar genug.