zockerparadies : Föderalismus sei dank
Vielleicht kommt es ja so: Die Ministerpräsidenten beschließen morgen das Ende der privatwirtschaftlichen Zockerei und Schleswig-Holstein macht einfach mal nicht mit. Darf man ja neuerdings. Und dann?
KOMMENTARVON JAN KAHLCKE
Nun, eigentlich haben die Nordlichter ja nur noch weiteren Beratungsbedarf, wollen EU-konform gehen und dann, wenn alles abgeklopft ist, nachziehen. Denn eigentlich ist Schleswig-Holstein gar kein Zockerreservat. Noch nicht.
Denn das Ganze wird eine seltsame Eigendynamik entfachen: Die Zocker aller Länder werden nach Norden ziehen. In Norderstedt, Wedel, Lübeck und Lauenburg werden die größten Wettbüros der Welt entstehen, vor dem nördlichen Elbufer gigantische schwimmende Spielhöllen auf- und abkreuzen, der Tourismus wird dank Zockern ein Ganzjahresgeschäft. Und wie die Einnahmen von hunderttausenden Spielern so in die Landeskasse strömen, wird das Regelungsbedürfnis in der Kieler Politik allmählich abebben. Das Eldorado des Nordens wird mit Kultur- und Sportfördermitteln nur so um sich schmeißen. Und das Sozialministerium als Aufsichtsbehörde bekommt goldene Türklinken.
Da ist er endlich, der von den Südländern so gern beschworene Wettbewerbsföderalismus! Man muss eben nur seine Nischen zu nutzen wissen.