Kunstrundgang : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Das Verfahren ist keineswegs originell: Man nehme ein Fundstück, verpasse ihm einen Sockel – und damit den neu dazugekommenen Kunstanspruch. Das Ergebnis allerdings, die Alexander Meschtschanow damit erzielte, waren dann doch höchst überraschende Gebilde, die ihn schnell bekannt machten.
Noch immer stellt der 1973 in Kiew geborene Künstler Fundstücke aufs Podest. Aber die Stahlrohrgestelle, die in Form und Farbe an Krankenhausbetten erinnerten, gibt es nicht mehr, und auch die Biedermeiermöbel, die sie trugen, sind passé. Nun besteht der Sockel mal aus rohen, mit roter Rostfarbe überzogenen Stahlträgern, ein anderes Mal aus dem Fundstück selbst, das nun die plastische Gussform trägt („Schlitten“, 2006), und dann wieder bringt ihn die Skulptur selbst mit („Flasche“, 2006). So perfekt und in sich geschlossen Meschtschanows Gussformen mit ihren glatten Oberflächen bei Amerika ausschauen, so unheimlich sind sie doch. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, sie hielten nur in dem Moment, in dem man sie anschaut, still. Hinter seinem Rücken aber verdächtigt man sie der gemeinsten Regungen.
Anders als Alexander Meschtschanow, der sein Repertoire nicht nur perfektioniert, sondern erweitert, zielt Ian Monroes Ehrgeiz allein auf die weitere Perfektionierung. Seine farbintensiven Vinylcollagen, viele Kleinformate und drei Großformate bei upstairs berlin zeigen wie gehabt – freilich in noch akribischerer Feinarbeit als zuvor – einen hyper- oder surrealen Bildraum. Die Tiefenwirkung der Farben widerspricht dem Verlauf der Fluchtlinien, und die Konstruktion der Oberflächen steht quer zur behaupteten Perspektive. Das macht Lust zum genauen Hinschauen, gerade im Detail. Trotzdem wüsste man gerne, wohin dieses Puzzle vielleicht noch weiter führen soll.