Rechtsextremer auf CDU-Ticket

Mitglied der CDU-Hochschulgruppe mit Kontakten zu radikalen Studentenverbindungen kandidiert für Studierendenparlament. Als die taz nachbohrt, zieht er seine Bewerbung zurück

von Andreas Speit

Ein Student mit rechtsextremen Verbindungen hat für das Studierendenparlament der Uni Hamburg kandidiert. Martin Stoffers sollte für die CDU-Hochschulgruppe antreten. Nachdem ihn die taz auf seine Kontakte zum rechtsextremen Milieu angesprochen hatte, zog er seine Kandidatur zurück. Beim Präsidium des Studierendenparlaments ist das noch nicht angekommen.

Die studentischen Mitglieder des Akademischen Senats fordern von der CDU, ihre Hochschulgruppe aufzulösen. „Ein Ausschlussverfahren muss eingeleitet werden“, verlangt Bela Rogalla, einer der Studenten im Akademischen Senat.

Zurzeit können 40.000 Studierende der Uni ihr Selbstverwaltungsgremium wählen. Am 1. Dezember sind die Briefwahlunterlagen verschickt worden. Auf dem Wahlzettel steht auch der Name „Martin Stoffers“, dahinter das Kürzel „DCEC“.

Hinter der Abkürzung verbirgt sich der „Delegierten Convent Europäischer Cooperationen“ – eine Dachorganisation, zu der auch die „Pennale Burschenschaft Chattia zu Hamburg“ gehörte. Einzelne „personelle Überschneidungen der Chattia mit rechtextremen Zusammenhängen“, sagt der Verfassungsschutz (VS), „sind seit längerem bekannt“. In der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ warb die Chattia mit dem Slogan „Das Böse hat ein Band“. In ihrem Internet-Gästebuch steht, dass sie sich zum „letzten Aufgebot des deutschen Volkstums“ rechnet.

Mittendrin: „Bundesbruder Stoffers“. Mitte der 1990er Jahre musste sich bei Stoffers anmelden, wer an Chattia-Veranstaltungen interessiert war. Stoffers, bis 2005 stellvertretender Landesvorsitzender des CDU-nahen „Ring Christlich-Demokratischer Studenten“ (RCDS), warb auch für einen Abend mit Reinhold Oberlercher – für den VS der „Chefideologe“ des rechtsextremen „Deutschen Kollegs“.

Heute will Stoffers mit der Chattia nichts mehr gemein haben: „Die habe ich 1997/ 98 verlassen“, versichert er. Das Kürzel hinter seinem Namen habe er „nur der Vollständigkeit halber angegeben“. Er räumt jedoch ein, dem DCEC durch die „Burschenschaft Wiener Tafelrunde“ anzugehören. Das „Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands“ nennt die Tafelrunde eine in der „Burschenschaftsszene als zu weit rechtsaußen verschriene Kooperation“.

Ein Aussteiger aus der Neonaziszene kann sich gut an Stoffers erinnern. „Der war hart drauf“, sagt Frank Schmidt (Name geändert). Bei einem Treffen der inzwischen verbotenen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) habe er ihn kennengelernt. Der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten sei Stoffers zu radikal gewesen.

Dem „Bismarckbund e.V.“ (BB) konnte er dagegen beitreten. Der BB, 1981 vom früheren Referenten im NS-Propagandaministerium Hugo Wellems mitgegründet, würdigt mit Medaillen „verdiente vaterländische Gesinnte“. Unter ihnen: Albrecht Jebens, der im Vorstand der „Gesellschaft für Freie Publizistik“ (GfP) saß – laut VS die „größte rechtsextreme Kulturvereinigung“.