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Archiv-Artikel

Als Heimatfremde unbremisch bauten

Eine Ausstellung im Hafenmuseum widmet sich dem Wiederaufbau des im zweiten Weltkrieg zerstörten Bremen. Schon damals waren die Bremer Meister im Kompromisse schließen: Der Streit um das Stadtbild zwischen Traditionalisten und Modernisierern endete mit einem Unentschieden

von Eberhard Syring

Wer Anfang der fünfziger Jahre Bremen mit dem Zug erreichte, konnte vom Bahnhof bis zur Weser schauen. Die Bahnhofsvorstadt, die westliche Innenstadt – nur wenige Gebäude waren erhalten oder in einem Zustand, in dem sie notdürftig instand gesetzt werden konnten. Neubauten bildeten die Ausnahme. Und je weiter man nach Westen blickte, umso trostloser wurde die Trümmersteppe. Allein die Trümmerverwertungsanlage weckte hier die vage Hoffnung, dass aus den Resten des Alten etwas Neues entstehen könne.

Obwohl damals niemand zu ahnen vermochte, welchen unerwartet raschen wirtschaftlichen Aufschwung das Land erleben sollte, gab es erste positive Signale für ein Ende der Stagnation. „Erst der Hafen, dann die Stadt“, so die Maxime Bürgermeister Kaisens. Nachdem die Häfen wieder florierten, konnte man sich an den Aufbau des zerstörten Bremer Westens machen. Mit amerikanischer Unterstützung, wie vieles damals in dieser Stadt: Das erste größere Wohnungsbauprojekt, die ECA-Siedlung an der St.-Magnus-Straße, wurde mit Marshallplan-Mitteln finanziert. Danach übernahmen GEWOBA, Bremer Treuhand und Bremer Schoß das Kommando.

Zum Teil unterschwellig, zum Teil offen ausgefochten, ging es beim Aufbau der Stadt auch um die Frage, wie modern diese werden dürfe. In architektonischen Dingen war in der Hansestadt ein Traditionalismus verbreitet, der sich gern des Attributs „bremisch“ bediente – oder „unbremisch“, wenn es etwas abzulehnen galt. Manchmal war der Ton auch weniger fein. In einem offenen Brief an den Bausenator schalt ein Bürger die schlichten modernen Bauten der ECA-Siedlung als einen „Fremdkörper heimatfremder technisierter Hottentottenkrale in unserem Stadtbilde“. Als 1952 der Architekturwettbewerb für die Neugestaltung der Ostseite des Marktes entschieden war, bescheinigte die Fachpresse den Resultaten ein eher dürftiges Niveau. Die „Bauwelt“ vermutete, namhafte moderne Architekten, wie der in Bremen geborene Hans Scharoun, hätten auf eine Teilnahme verzichtet, weil der konservative Ruf der Stadt in Architekturfragen bekannt gewesen wäre.

Weniger kontrovers ging es bei der Verkehrsplanung zu. Dass die Innenstadt durch ein „Tangentenviereck“ entlastet werden sollte, war bis in die siebziger Jahre, bis zum Stopp der Mozarttrasse, ein von allen Parteien geteiltes Dogma.