: „Ursprüngliche Ziele“
VORTRAG & DISKUSSION Nikolaus Brauns berichtet von der autonomen Enklave Rojava in Nordsyrien
■ ist Historiker, Journalist und Koautor des 2010 erschienen Buches „PKK – Perspektiven des Kurdischen Freiheitskampfes“.
taz: Herr Brauns, Sie sprechen im Rahmen des Bremer „Festival contre le Racisme“ über „Wege der Befreiung in Kurdistan“. Inwiefern hat die einen rassistischen Kontext?
Nikolaus Brauns: In doppelter Hinsicht: Erstens hat die Unterdrückung der Kurden im Nahen Osten eine starke rassistische Komponente – ihnen wird ja beispielsweise in der Türkei das Recht abgesprochen, Kurden zu sein. Zweitens agiert die Bundesregierung rassistisch, indem sie mit dem PKK-Verbot eine Gleichsetzung von Kurden, PKK und Terroristen betreibt. In Berlin wurde gerade eine friedliche kurdische Demonstration wegen einer einzigen Öcalan-Fahne gewaltsam aufgelöst.
In Rojava kontrolliert die syrische Schwesterpartei der PKK, die PYD, mittlerweile ein autonomes Gebiet.
Und wenn man sich anguckt, welche multikulturellen zivilen Strukturen dort entlang der türkischen Grenze aufgebaut wurden, dann ist das sehr beeindruckend. Das zeigt im Prinzip die Perspektive, die die syrische Revolution hatte, bevor sie vom Ausland und den Islamisten gekapert wurde. Mit Kurdisch, Arabisch und Aramäisch gibt es dort drei Amtssprachen. Jeder Minister hat jeweils zwei Stellvertreter aus den anderen Ethnien. Das ist eine gute Art, dem Bevölkerungs- und Religionsmosaik zu entsprechen, das dort existiert.
Wie groß ist die Bevölkerung, die so verwaltet wird?
Zwei bis drei Millionen Menschen. Als ich vor einiger Zeit dort unterwegs war, war ich überrascht, wie relativ normal dort gelebt und gearbeitet wird. Aber es ist viel zu wenig bekannt, inwiefern in Rojava die ursprünglichen Ziele der Revolution verwirklicht wurden.
INTERVIEW: HENNING BLEYL
Vortrag und Diskussion: 18 Uhr, Hochschule Bremen Raum SI 358 (Neustadtswall). Das „Festival contre le Racisme“ geht noch bis zum 18. Juni. Programm: http://hb-contre-le-racisme.blogspot.de/